Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 124
(PDF, 121 MB)
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neu sei und durch Ihren Mund eine patriotische Rede hielt, daß Sie
Lieder sangen und auf den Knien aus dem einen Zimmer ins andere
rutschten. Sie seien etwa anderthalb Stunden in diesem Zustande geblieben
, seien von selbst vollkommen frisch erwacht; ohne die geringste
Heiserkeit, ohne die geringsten Muskelschmerzen. Im tagwachen Zustande
hätten Sie dies nicht 10 Minuten lang zu tun vermocht.

Während der weiteren Sonntage war ich wieder nur als bescheidener
Zuschauer anwesend. Ich hatte gebeten, einen Arzt zuzuziehen, der Ihre
Leistungen sehr bewunderte, denn er konnte feststellen, daß Ihr Puls im
Wachzustande 94 betrug und nach anderthalbstündiger „Arbeit", wro Sie
anscheinend in heftigster Erregung sangen, Reden hielten und auch fortwährend
theatralische Bewegungen machten, nicht mehr als 96 Pulsi-
schläge hatten.

Als dann nach etwa 5 Sonntagen Hofrat Dr. T. einmal keine Zeit
hatte, wurde ich unter dem Beifall aller Sitzungsteilnehmer zum „Führer**
ernannt und mußte diese Würde nun viele Wochen hindurch beibehalten,
weil der Hof rat froh war, dieser Bürde ledig zu sein. Nun erst war für
mich der Augenblick gekommen, Ihre Entwickelimg in die Hand zu
nehmen.

Ich stehe auf dem Standpunkte, ein Medium habe die Aufgabe,
gewissermaßen allerlei widerzuspiegeln, was außerhalb unseres gewöhnlichen
Gesichtskreises liegt. Wenn wir in einem Zimmer so sitzen, daß wir
von dem, was z. B. auf der Straße vorgeht, nichts sehen können, so ist uns
durch die Stellung eines oder mehrerer Spiegel die Gelegenheit geboten,
Vorgänge zu erkennen, die sich hinter unserem Bücken abspielen. Zu
diesem Zwecke aber muß der Spiegel „rein" sein. Was beim Spiegel
selbstverständlich ist, muß beim Medium oft mit schwerer Mühe erreicht
werden. Zunächst legen die meisten die Sache falsch aus. Sie meinen, es
käme auf sittliche Reinheit an. Ich will das, was viele behaupten, nicht
geradezu leugnen, aber ich verstehe unter Reinheit zunächst etwas anderes
. Die Verfechter der sittlichen Reinheit behaupten, diese sei unbedingt
nötig, da sich sonst an das Medium niedrige „Geister" hängen
und es dadurch von Kräften besessen wird, die den Sitzungsteilnehmern
vielfach höchst unwillkommen werden.

Ich will hier nicht entscheiden, ob es „Geister" gibt oder nicht, aber
nehmen wir nur einmal an, es gäbe nur Gedanken und Wünsche in unserem
Bewußtsein und Unterbewußtsein. Diese bilden mehr oder minder
unseren „Charakter", und aus diesem können wir ebenso wenig heraus
wie aus unserer Haut. Was nun im Unterbewußtsein am meisten vorhanden
ist und diesem sein Gepräge, also seinen Charakter gibt, wird
dann bei den Kundgebungen des Mediums am ehesten zum Vorschein
kommen. Merkwürdigerweise habe ich aber von Fällen gehört, wo bei


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