Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 129
(PDF, 121 MB)
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Bewußtseinsspaltung des Ichs des Mediums oder, besser gesagt, eine
Spaltung des Unterbewußtseins? Hier stoßen wir auf immer neue Rätsel,
deren Lösung oft ganz unmöglich ist, weil wir meist auf einen Punkt;
kommen, wo wir uns sagen müssen: Hier sind zwei einander ganz widersprechende
Lösungen scheinbar ganz gleichwertig. Sie z. B. hatten von
allem Anfang an einen „Führer", der angab, früher Offizier gewesen zu
sein, den Sie aber nie gekannt haben, wohl aber einige Sitzungsteilnehmer,
aber auch nicht so genau, daß man auf ein enges freundschaftliches Band
schließen konnte. Ich habe mich außerordentlich für diesen Führer interessiert
, weil ich viel "Wert darauf legte, herauszubekommen, ob wir es
hier mit einer Eigenwesenheit oder nur mit einer Art Keimzelle zu tun
haben, um die sich Gedankenreihen aus Ihrem Unterbewußten oder auch
aus Ihrem Bewußtsein schlagen, bis eine fertige Gestalt dastand, etwa so,
wie es ein Dichter macht, der einen Bekannten zum Modell nimmt, ihm
aber dann eine Menge Züge aus Eigenem gibt. Einer der Ärzte, die an
den Sitzungen teilnahmen, forschte ebenfalls in dieser Eichtling mit und
wir kamen zu der Überzeugung, daß dieser Führer mancherlei Überraschendes
aus seiner Vergangenheit mitteilen konnte, merkwürdigerweise
jedoch versagte, wenn man von ihm Dinge über seine Vergangenheit wissen
wollte, die allen anderen bekannt waren.

Mißverstehen Sie mich nicht: Ich will nicht behaupten, daß Sie sich
einen Führer geschaffen haben, um sich damit vielleicht zu brüsten öfter
gar uns zu belügen, nein, Sie standen hier ebenso wie ein Träumender)
unter dem Bann des Unterbewußten, das eben mit Bildern arbeitet umd
für eine Reihe von Gedanken und Gefühlen einfach einen Träger schuf.
Bezeichnend ist, daß Sie, aus einer Offiziersfamilie stammend, einen Offi-
ziei zu diesem Träger geschaffen haben, wohlgemerkt, aber ujibewußt.

Warum wird überhaupt solch ein Führer geschaffen? Das Medium ist
sich bewußt, während seiner medialen Tätigkeit ein ihm bisher unbekanntes
Gebiet zu betreten. Was liegt näher, als dasselbe zu tun, was es auch
im Wachbewußtsein beim Betreten fremden Gebietes tun möchte? Sich
einen Führer wählen! Der Unterschied ist eben nur der, daß ich im Wacli-
bewußtsein genau weiß, hier eine Eigenwesenheit vor mir zu haben, die
ich nicht selbst geschaffen habe, während ich im Traum und in der Mediumschaft
keine Ahnung davon habe, ob und inwieweit der Führer ein
Geschöpf meines Unterbewußtseins ist oder nicht.

Ich will damit aber durchaus nicht sagen, daß ein solcher Führer
nicht auch wirklich eine vom Medium ganz unabhängige Wesenheit sein
kann. Es ist dasselbe wie beim Traum: Träume., die nichts bedeuten, und
Wahrträume. Damit Sie aber sehen, daß ich die Psychoanalyse durchaus
nicht in Bausch und Bogen verwerfe, empfehle ich Ihnen, das zu lesenn
was Dr, Mißriegler über das Wesen der Suggestion sagt. Die auszugs-

Zentralb'att für Okkultismus. XIX. Jahrgang. * 9


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