Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 161
(PDF, 121 MB)
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— 161 —

Es offenbarte sich mir die gigantische Größe des Schöpfers der weltumspannenden
anthroposophischen Bewegung, die ich mir nimmer ohne
ihren Inspirator jetzt und in alle Zukunft denken kann. (Würde sie ohne
ihren Begründer gedacht werden, so nälim'e sie das Odium der Lebensfeindschaft
in sich auf und wäre dem raschen Zerfall preisgegeben.
Denn wer diese Bewegung wirklich k'ennt, fühlt sie im dauernden
Zusammenhang mit ihrem Initiator über dessen physische Trennung
hinaus.) Ich stand ursprünglich im Lager der zahlreichen Gegner
Eud. Steiners — und trug doch die unbewußte Sehnsucht in mir, dieses»
einzig erlesenen Mannes Schüler sein zu dürfen.

Ich hatte die Erde nicht von einer freudenreichen Seite kennen
gelernt. Da ich aus sozusagen engen Verknüpfungen mit der protestantischen
Kirche hervorgegangen bin — mein Großvater war Schloßpfarrer,
und das Schicksal lehrte mich die Unvereinbarkeit des frommen Wortes
mit der unsozialen Gesinnung, der ich überall begegnen müßte, die ich noch
heute täglich und in allen Kreisen und Schichten neu empfinde —, so
überwältigte mich zuletzt eine Art grimmigen Agnostizismus gegenüber
allem, was als „christlich" bezeichnet wird. Von 1907 an legte ich
meine unchristlichen Bekenntnisse im Druck nieder, — im Unterton meiner
Seele freilich regte sich schon damals (ich spüre es noch) eine Stimme,
die mir zurief, daß diese Einfühlung mich untüchtig mache gegenüber
dem wirklichen Geist-Erleben. Indessen konnte ich auch 1911 noch nicht
die richte Einstellung finden.

Rudolf Steiner hatte ich schon um das Jahr 1905 herum öffentlich
reden hören. Ich saß jedoch so fest in meinen vorgefaßten trägen Mei*
nun gen drin, daß ich gar kein Verhältnis zu dem Vortragenden finden
konnte und mich herzlich darüber freute, als ein Diskussionsschuster
(dieser war allerdings eine „Koryphäe der orientalischen Weisheit", oder
wollte es doch sein, und hatte den unvermeidlichen Doktorhut aufgesetzt),
— erst viel später erkannte ich seine schlechte Figur, die er dabei machte)
mit Steiner nicht fertig wurde. Die salzige Lebenswoge, die mich getragen
hatte, der äußerst bedenkliche Einfluß der alles zersetzenden
„reformierenden" Bibelexegese hatten mich aus der Gemeinschaft mit der
christlichen Bekennerschaft hinausgewiesen. Zwar hatte ich mich schon
damals einige Jahre in die okkultistische Strömung hinübergeschifft,
aber gerade da drüben bei den Okkultisten fand ich die eingeschworensten
Verneiner des historischen Geschehens von Golgatha. Nur ein allegorisches
Gleichnis ließ man dort gelten, und die Iuziferisch-ahrimanischen
Mächte, die ein Interesse daran haben, daß der reine, geistig-übersinnlidie,
aus dem Kosmos hereinklingende Christus-Impuls ungenützt verhalle,
hatten ihre Freude an einem verwaschenen Spiritualismus, der die Erfle
zwar in ein Pandämonium versenkt, dafür aber den Jmpuls von Beth-

Zentralblatt für Okkultismus. XIX. Jahrgang. 11


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