Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 229
(PDF, 121 MB)
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trotz dieser Erklärungsart noch immer genügend Tatsachen übrig blieben,
zu deren Erklärung sich eine rein naturwissenschaftliche Arbeitshypothese
als zu konstruiert und ungenügend erwies.

Besonders interessierte mich der von Staudenmaier mitgeteilte typische
Fall einer vierfachen Persönlichkeitsspaltung, welcher die ameri-
rikanische Studentin Miß Christine L. Beauchamp betrifft. (Zuerst mitgeteilt
in den Psych. Studien 1910, S. 496.)

Das ganze Problem hier darzustellen, würde zu weit führen. Charakteristisch
für diese Art Krankheit ist es jedenfalls, daß sich bei abnormaler
Anlage die Differenzierntheit der menschlichen Psyche, welche
mehr oder minder auch das normale Seelenleben kennzeichnet — die»
Einheit des Ichs ist ein Märchen — zu solchen Ausmaßen steigert, daß
gleichsam mehrere Persönlichkeiten sich in der Herrschaft über den
Körper teilen, um den Besitz des Bewußtseins bittere Schlachten führen,
— das eigene Ich zeitweise völlig ausschalten, ohne daß dieses in der
Lage ist, der Plagegeister Herr zu werden, ja oft, ohne diese als solches
zu ahnen.

Indem ich den Gegenstand weiter verfolgte, machte ich auch vor
der spiritistischen Literatur nicht halt und eignete mir unter anderem die
tiefen Auslassungen du Preis an. Ich sah mein Vorurteil merkwürdigerweise
, je mehr ich auch in diese Materie eindrang, sehwinden und erkannte
deutlich, daß die absprechenden Urteile auch meiner Kreise über
das Gebiet nichts mit dem Adamsapfel gemein haben, insofern diese
die Frucht absoluter Erkenntnis 1 o s i g k e i t darstellen. Der menschliche
Verstand vergißt es immer wieder, daß er einst in früheren Jahrmillionen
in die Schädeldimen^ionen eines Affen eingekapselt war; —
sonst würde er erkennen, wie ohnmächtig er den unergründlichen Geheimnissen
der Natur gegenüberstellt und daß es noch den Ansatz vieler
Organe auszubilden gilt, ehe er daran denken kann, ein einigermaßen fertiges
Weltbild zu fixieren, hinter dessen Kulissen keine Wunder, d. h. Unerklärlichkeiten
der Natur, mehr zu wittern sind.

Gewiß, auch der Spiritismus hatte viel für sich und erwies sich
als Arbeitshypothese weit fruchtbringender als die mit der Phrase eines
selbstherrlichen, allwissenden Unterbewußtseins herumjonglierende Para-
psychologie. Überhaupt, was für eine Eitelkeit und Anmaßung einiger
Gelehrter, unter Erfindung eines neuen Titels einem alten Wissensgebiet
den Charakter einer modernen Wissenschaft verleihen zu wollen und demgemäß
diese als Erfinder und Begründer in Erbpacht zu nehmen. Freilich
ist die allgemeine Wissenschaft noch weit entfernt, den Okkultismus
auch unter diesem neuen Taufnamen anzuerkennen; doch sollte dies einmal
geschehen, woran i; h gar nicht zweifle— die He: re i werden schließlich
an ihren langen Schlappohren durch die Tatsachen selbst hineingezogen —


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