http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1925/0263
— 259 —
der Sterbetag des alten Mannes geworden. Ich pflege sein Grab mit,
und wenn ich die Gräberreihe auf dem Friedhofe in Zerbst sehe, leuchtet
mir immer die Schrift entgegen.
Lange zuvor, ehe meine Mutter 1911 schwer erkrankte, sah ich viele
ernste Menschen in meinem Elternhause ein- und ausgehen. Es war aber,
als sagte jemand: „Ich sehe aber keinen Leichenwagen/' Ich konnte
damals noch gar nicht wissen, worum es sich handelte. Als lange Zeit
danach meine Mutter schwerkrank darniederlag und sich mein Vater auf
Montage in Rumänien befand, war ich von meinen Schwestern diejenige,
die ruhig blieb, weil ich die feste Zuversicht hatte, meine Mutter wird
wieder gesund. Dann sagte mir aber ein Etwas: sie bekommt einen Stock.
In Wirklichkeit bekam sie ihn aber nicht zum Gehen, hat sich aber nie
wieder so ganz erholt, so daß sie immer eine Hilfe brauchte.
Als ich nach 6 Jahren an ihrem Sterbebette stand, hatte ich mit
einem Male das Gefühl, als stünde leine verstorbene Tante neben mir
und spräche tröstende Worte zu mir, wie sie es früher so oft getan hatte,
wenn sie meine kranke Mutter besuchte. (Hier scheint eine Bestätigung
meiner Erzählungen in Nr. 1 dieses Jahrganges vorzuliegen, wonach verstorbene
Angehörige bei Sterbefällen zugegen sind und den Sterbenden
das irdische Ableben erleichtern.)..... (g&z«) Marie Grunert."
Ein Herr Walter Müller aus Magdeburg, Peter-Paulstr. 31, Eingang
Schifferstraße, schreibt mir am 16. 2. 1924:
„.....Ferner füge ich noch die Abschrift von 4 Briefen bei in der
Annahme, daß dieselben Sie interessieren. — Der Herr ist z. Z. 34 Jahre
alt, kleine Figur, sehr kräftig und gesund. Wir haben zusammen in
einem Geschäft gelernt, verloren uns dann aus den Augen und kamen
Anfang des Jahres 1922 durch Zufall wieder zusammen ----......
Wir sind dann in größeren Zeitabständen öfter zusammen gekommen
und ich erfuhr von seiner okkulten Veranlagung .... Er selbst hat für
den Okkultismus nicht viel übrig und empfindet seine Gaben mehr als
eine Last..... Sehr erfreut war er, als ich ihm Bücher borgte, aus
denen er ersah, daß auch andere Menschen gleiche Erlebnisse haben
und er sich nicht für „verrückt" zu halten braucht____ Der Herr hat
die Gabe des Hellsehens seit dem 4. Jahre.....Hochachtungsvoll und
ergebenst (gez.) Walter Müller."
Die Briefe des Freundes lauten:
„Erfurt, den 9. Mai 1922.
Lieber Herr Müller! .....Ich träume den Tod aus meinen Bekannten
- und Verwandtenkreisen eine gewisse Zeit voraus. Etwa 4—14
Tage vorher erscheint mir die betreffende Person und entfernt sich
schwebend von mir. Das alles geschieht in einem Traumbild. In den
Vormittagsstunden des darauf folgenden Tages kommt mir aber der Traum
17*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1925/0263