Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 317
(PDF, 121 MB)
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Schilderungen des Erlebten nur selten einheitlich; namentlich wenn man
die Aussagen voneinander getrennt protokolliert und die Telepathie ausschaltet
. Im magischen Kreise selbst kann es sehr wohl vorkommen,
daß der eine die Phantasie des anderen auf ein bestimmtes Sehen konzentriert
und dieser dann natürlich dasselbe behauptet.

Ich machte einmal in einem alten Schlosse in Siebenbürgen inmitten
einer großen Adelsgesellschaft einen interessanten Versuch. Der weite,
düstere Rittersaal war dazu hervorragend geeignet. In den Kaminen
brannten die Holzklötze und der Wind klapperte in den Dachschiefern,
fuhr in das Feuer und ließ ab und zu aus diesem die Funken stieben-.
Wir waren auf Wachsuggestionen zu sprechen gekommen und ich behauptete
dreist und gottesfürchtig, ich wolle allen das Gruseln lehren.
Auf einem Podium stand ein hoehlehniger, mit purpurnem Samt überzogener
, dunkelgebeizter Eichenholzstuhl. Vor einem Kamin aber lag ein
Besen mit Messingborsten. An der Hand trug ich damals einen Ring mit
einem großen roten Karneol. Ich setzte mich auf den Stuhl, ließ alle Lichter
im Saale löschen, beleuchtete meine Hand durch die gelbgrüne Flamme
der dem Samowar entnommenen Spirituslampe und ließ die Flamme durch
die Borsten des Messingbesens streichen, den ich unbeobachtet plaziert
hatte. Gespenstisch genug mag sie in der Messingflamme ausgesehen
haben. Nach vielleicht 3 Minuten flüsterte ich so geisterhaft, langsam
und graulich wie nur möglich: „die gebenschte Hand", indem ich sie
krallte. Und in der Nacht hatten sich die Kavaliere über die Fügsamkeit
ihrer Täubchen nicht zu beklagen, und die alten Diener hatten nicht
Kerzen genug, die Zimmer der Gäste zu erhellen.

Diese Wachsuggestion saß. Jeder der Teilnehmer der Sitzung hatte
etwas Grauenvolles gesehen, aber auch ein jeder etwas anderes, und
man war stark enttäuscht, als ich am Frühmorgen beim Kaffeetisch erklärte
: gebenschte Hand bedeutet gebenedeite = wohltätige und gesegnete
Hand. Was mich eigentlich Wunder nahm, denn der Rauch einiger
Räucherkerzchen hätte doch wenigstens bei einigen katholische Stimmungen
erzeugen müssen, zumal die ganze Gesellschaft orthodox war. Beleuchtung
, Stimmung und mein Wille, neben meinem Schauspielertalent der Betonung
, hatten das Gegenteil ausgelöst. Selbst heute noch sehe ich in der
Erinnerung die Schatten der Gäste durch die langen Gänge huschen,
höre die Fahne auf dem Schloßturme im Winde wimmern und den Hartschnee
gegen die Scheiben schlagen. Selten wohl hat sich ein Magnetiseur
in so günstiger Position befunden, sich aber auch so ganz in seine Rolle
hineingespielt.

Ich selbst war damals durch ein Studium von Akten über Vampyr-
prozesse mit Grauen förmlich vollgefüllt. Eben dieser Akten wegen hatte
Ich die Schloßbibliothek aufgesucht.


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