Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 327
(PDF, 121 MB)
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verlassen zu haben und als ein Schatten seiner Eitelkeit inhaltlos durch
das Leben zu schreiten. Müde und abgespannt langte ich zu Hause an
und rang mich in ruheloser Nacht zu dem Entschluß hindurch, dem Einflüsse
dieses Freundes, koste es, was es wolle, zu entrinnen und mich!
ganz auf meine eigenen Füße zu stellen.

Es sollte mir diese Absicht leichter gemacht werden als ich dachte;
er hatte Augen fortan nur für sie, war täglich mit i^r zmsammen und
fühlte sich nie genötigt, mir als wahrer Freund Einblick in seine zarten
Geheimnisse zu gestatten. Vielleicht ahnte er auch, daß ein Bemühen in
dieser Richtung hin gar nicht erforderlich war, da ich sein Inneres hellfühlend
in meinem Wesen aufnahm, sobald ich mich auf ihn einstellte
und den Stimmen meines ersten Ich Schweigen gebot. Ja, dieses Erfühlen
konnte zeitweilig so stark sein, daß ich sogar seine Liebesfreuden
und Entzückungen miterlebte und meine Kümmernisse dabei gänzlich»
vergaß. Ich erlebte es mit, wie sich bald in das ungetrübte Glück Flocken
des Zweifels und ungestillten Verlangens hineinmischten, Kämpfe seine
'Seele zerrissen und die am Anfang so frisch dahinsegelnde Fähre auf
einer Sandbank zu stranden schien.

Stärker denn je traten dann auch Momente auf, wo ich mich
gänzlich seinem Einfluß entwinden konnte und mich zum Schaden meiner
selbst alten Quälereien hingab. Dann ärgerte es mich, wenn ich nur
als der Schatten seiner Gefolgschaft dahinschlich, es ärgerte mich, daß
mich fremde Leute als seinen typhonischen Bruder ansahen. Ich fragte
mich, warum Leute, die sich, etwa nach dem Wege forschend, stets an ihn
•wandten, ihm in die Augen blickten, und ich, drei Schritte beiseite stehend,
nicht in das Gespräch hineingezogen wurde. Mir fiel es auf, daß der
Gruß befreundeter Passanten nur ihm allein zu gelten schien, warum
ich so ganz und gar für alle ein wesenloses Etwas bedeutete, das man
nur so hinnahm, weil es eben zufällig da war. Ich suchte mich geltend
zu machen, drängte mich absichtlich in den Vordergrund, suchte mir mit
Gewalt Bedeutung zu verschaffen und benahm mich so ungeschickt
dabei, daß ich bald auf diese Versuche freiwillig verzichten lernte.

Mich so beobachtend gelangte ich bald zu der Überzeugung, daß
meinem Wesen der Kern der Persönlichkeit gebrach und ich zeitlebens
dazu verurteilt war, Statist auf der Bühne des Lebens zu spielen.

Ähnlich wie mit meiner ersten Liebe, ja noch weit schlimmer,
»erging es mir mit meiner zweiten, die als eigentliche, große Liebe meines
Lebens anzusehen ist, da sie ganz und tief aus den Quellen meinies
»eigenen Wesens emporstieg.

Es war im darauffolgenden Winter. Unsere Freundschaft schien
rein konventioneller Art geworden zu sein. Ich hatte mich ziemlich
von seinem Einflüsse freigemacht, und Alfred bediente sich nur noch


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