Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 331
(PDF, 121 MB)
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sah ich mich außerstande. Ihr Bild verfolgte mich vampyrgleich auf
Schritt und Tritt, stahl sich hinein in das Reich meiner Träume und
raubte mir schließlich den Schlaf, daß ich sichtlich immer mehr von
Kräften kam.

Mein Verhältnis zu Else war unterdessen kein Geheimnis mehr.
Meine Seminarbrüder sahen sie eben als meine Kleine an, und ihr früherer
Kavalier hatte sich ohne Widerstreben in die Rolle des erledigten Liebhabers
gefügt. Alfred, den ich damals absichtlich floh, schien absolut
kein Interesse für mein Verhältnis übrig zu haben, und so durfte ich
mich sicher wähnen in dem Alleinbesitz meiner „unsterblichen Geliebten
.", wie ich sie nach Beethovens Vorbilde gern nannte.

So rann der Winter dahin. Die Situation änderte sich, als das Eis
schmolz und dadurch andere Gelegenheiten geschaffen wurden. Else
besuchte vom April ab die Haushaltungsschule in dem großen, roten Gebäude
, welches nahe an dem Stadttheater sich befand, und so war es
jetzt meine tägliche Aufgabe, sie von dort nach Beendigung der Lehrstühlen
abzuholen und nach Hause zu bringen. Der Weg war interessanter
und länger als der vom Grützmühlenteiche. Die Situation blieb aber im
Grunde die gleiche. Das Wetter wurde immer schöner, die Tage länger.
Es folgten bald Spaziergänge in die Glacis, und die Gewohnheit brachte
uns immer näher, ohne daß mir indes Else irgendwelche Freiheiten
gestattet hätte. Im Gegenteil, sie wurde immer förmlicher und zeigte
sich immer zurückhaltender. Ihr Interesse schien einer lähmenden Müdigkeit
zu weichen, so daß ich ganz davon absehen mußte, durch eine
Generalattake die uneinnehmbar erscheinende Festung zu erobern.

Und doch konnte ich mir wiederum nicht verhehlen, daß sie mir bald
den Laufpaß gegeben hätte, wenn sie für mich absolut nichts übrig haben
würde. Sie ging sogar soweit, mich mit ihrer Mutter bekannt zu machen,
die inicli gern als ihren Schwiegersohn in spe in ihrem Heim aufnahm. Ich
wurde familiär. Fortan wurden Besuche in ihrem Hause gemacht, und da
ein Klavier vorhanden, ließ ich meine Künste brillieren, was mein Ansehen
bei Mutter und Tochter mächtig steigerte.

Gewiß, es konnte nicht anders sein, — wenn ich erst einmal als
Lehrer eine Stelle hatte, würde ich sie als meine liebe Frau heimführen;
und glücklich machen. Ich sah auch ein, daß ich bei dieser Wahl gar nicht
so schlecht abschneiden würde. Die Mutter war zwar Beamtenwitwe, besaß
aber Haus und Garten als ihr Eigen; man munkelte von einem ganz netten
Barvermögen, und da Else das einzige Kind war, mußte ihr dies alles
später zufallen. Ich fühlte mich in diesen Gedanken wohl und malte mir
die Zukunft an Eisens Seite in den rosigsten Farben aus.

Meine Schwester Lina, die inzwischen zu einer lieblichen Jungfrau
aufgeblüht war, besuchte mich öfter in Thorn, und bald waren die Mäd-


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