Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 339
(PDF, 121 MB)
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gen und Kennzeichen für die Fähigkeit, günstig einwirken zu können
auf den, dem die Geneigtheit gilt. Und dieses Einwirkungsvermögen
ist umso größer, je größer die Liebe ist.

Doch um eine Wirkung zustande zu bringen, dazu gehört noch etwas
anderes. Derjenige, auf den ich einwirken will, muH auch bereit
und willig sein, meine Einwirkung aufzunehmen. Diese Bereitschaft
zur Entgegennahme solcher Einwirkung ist gleichbedeutend mit Glaube,
Zutrauen, Vertrauen.

Damit sind wir an einem sehr bedeutungsvollen Punkte angelangt.
Dieser Glaube, der für die erfolgreiche Lebenskrafteinwirkung notwendige
Voraussetzung ist, gab von jeher ihren Gegnern Anlaß, die
ganze Frage der geistigen Heilung als Einbildung und etwas Unwirkliches
hinzustellen und die Verfechter solcher Wunderheilungen lächerlich
zu machen, als seien sie Menschen mit recht mangelhaftem und
mirderwertigem Denk- und. Urteilsvermögen. Ganz zu Unrecht! Wie
meistens bei solchen Streitfragen, so ist auch hier die Vieldeutigkeit
eines einzigen Wortes der verhängnisvolle Grund, welcher einer Verständigung
zwischen den Vertretern der verschiedenen Ansichten so große
Schwierigkeiten macht.

Um unsere Auffassung versGehen zu können, ist es unumgänglich
notwendige Voraussetzung, daß man zuvor begreift, daß der Glaube, den
wir meinen, ganz und gar nichts zu tun hat mit dem Dafürhalten unseres
Verstandes. Wenn ein Mensch zur Entgegennahme von Lebenskrafteinwirkung
geeignet sein soll, dann handelt es sich für ihn nicht darum,
daß er meint, die geistige Heilung sei möglich. Unbedingt gläuben im
Sinne von Dafürhalten, das hieße auf das Urteil des. eigenen Verstandes
verzichten. Solchen unbedingten Glauben zu fordern, ist denkenden Menschen
gegenüber geradezu eine unverschämte Zumutung; auf solch ein
Ansinnen einzugehen ist eines denkenden Menschen nicht nur unwürdig,
sondern auch für ihn geradezu unmöglich. Wenn hier also mit Glauben
ein solcher Verzicht auf eigenes Urteil gemeint wäre, dann müßte freilich
die Frage der geistigen Heilbehandlung von vornherein von jeder wissenschaftlichen
Erörterung ausgeschlossen werden.

Der Glaube, den wir meinen, ist also keineswegs
eine Stellungnahme des Verstandes zu irgend einer
Frage oder einem Tatsachen gebiet, sondern einzig und
allein die Stellungnahme des einzelnen Menschen gegenüber
der Persönlichkeit eines anderen einzelnen
Menschen, die man Vertrauen oder Zutrauen nennt,
oder mit anderen Worten: die unerschütterliche gefühlsmäßige
„innere" Gewißheit, daß der Helfer unter
allen Umständen immer nur das Beste des bei ihm Hilfe-

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