Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 372
(PDF, 121 MB)
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Freundes und fühlte blitzartig die Erkenntnis in mich hineinschlagen, daß
ich sie von diesem Augenblicke an verloren hätte. Das war nicht mehr dieselbe
. — so hatte sich ihr weibliches Wesen selbst in den Stunden
innigsten Verkehrs mir nie offenbart. Es war so, als wenn all ihre
Instinkte bis dahin geschlafen und nur auf ihn gewartet hätten, um sich
so naiv und traumvergessen einem Manne hinzugeben. Der ganze Saal
drehte sich wie ein Kreisel vor meinen Augen. Ich sah Alfred, wie er
unausgesetzt mit liebenswürdigen Gesten auf Else einredete, wie ihre
Augen unverwandt an seinem Munde hingen, wie ihr Gesichtchen zu
glühen begann, fühlte, wie ihre Pulse in süßer Erregung hämmerten und
ihre zarte Jugend mit ihrem köstlichen Inhalt sich ihm schrankenlos*
zu eigen gab.

„Nun, Kleiner, du wirst doch nicht eifersüchtig werden? Charmantes
Mädel das, — da darf man wirklich gratulieren; — hätte dir diesen
guten Geschmack nicht zugetraut." Mit diesen Worten begrüßte mich
Alfred, als er vom Tanze zurücktrat, indem er mir dabei vertraulich
auf die Schulter klopfte.

Der nächste Tanz sah mich wieder in Elses Armen. Wie soll ich
Ihnen beschreiben, was ich jetzt an ihrer Seite empfand? Dasselbe
Wesen, welches ich soeben in tiefster Hingabe erglühen sah, war in
meinen Armen zum toten Mechanismus erstarrt. Und dabei das krampfhafte
Bemühen gewahr zu werden, über das Seelenlose hinwegtäuschen
zu wollen, — dieses Zwangartige, Bewußtvolle aller Bewegungen, —
dieses ins Innere des Auges zurückgesunkene Leben, welches nur hin
und wieder sich an die Oberfläche hervorstahl, um im selben Moment in
Sternenweite dem Blick des Trunkenen zu entfliehen! — Ich peinigte
mich, schalt mich im Inneren einen doppelten Narren, kramte im Schatz
meiner Erfahrungen nach Worten, die, ehe sie das gleichgültige Ohr der
Geliebten erreichten, auf meinen zitternden Lippen erfroren. Umsonst
alles Bemühen; — dieses Traumbild in meinen Armen wartete nur auf
ihn, um an seiner Brust wieder zum frohen Dasein zu erwachen.

Der nächste Tanz war Damenwahl. Meine Pulse klopften vor Erregung
und beruhigten sich erst, als Else auf mich zusprang und mich zum
Tanze aufforderte.

„Ich sehe, deine Laune ist nicht die beste," begann sie, — „in dieser
Hinsicht paßt du recht wenig zu deinem Freunde."

„Es liegt nur an dir, mir die beste Stimmung zu verderben —"

„Da haben wirs, — natürlich, es ist einmal deine Art, die Dinge
auf den Kopf zu stellen."

„Dein Wesen quält mich."

„Und cieins ist mitunter derart, daß ich mich fürchte, mit dir zu
reden, aus Angst, dir auf eine wunde Zehe zu treten, — doch sieh, da
steht dein Freund, — ob es nicht meine Pflicht —?"


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