Freiburger historische Bestände - digital

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die Fähre kamen, gab ich meinem eignen, gesteigerten Bangen nach
und wir warteten geraume Zeit auf das im Dunkel verschwundene Paar.
— Umsonst. Es wurde die Vermutung ausgesprochen, daß die Zurückgebliebenen
vielleicht den Weg über die Weichsel brücke gewählt hätten,
und so sahen wir uns gezwungen, unser Heim aufzusuchen, ohne sie
nö^h einmal zu Gesicht zu bekommen und von ihnen Abschied genommen
zu haben.

Meine Phantasie, ins Krankhafte gesteigert, machte vor den mich
quälendsten Bildern nicht Halt. Ich traute Alfred in erotischer Hinsicht
das Schlimmste zu und sah ihn im Geiste die süße Frucht brechen,
welche meinem schwachen Begehren zu hoch hing. Heute hatte ich sie
zum ersten Male als Weib gesehen, hatte mich an ihrer Sinnlichkeit berauscht
, die vielleicht durch ihn geweckt, und nun trieb sie erwachtes
Begehren von mir weg dem stärkeren Magnet zu. Besiegt und im
Innersten vernichtet, erkannte ich die Lächerlichkeit, mich mit schwachen
Kräften drohenden Schicksalsgewalten entgegenzustemmen.

Vorbei, — vorbei! — Ich fühlte meine Kräfte erschlaffen, ehe ich
überhaupt den Versuch gemacht hatte, mich im Kampfe gegen Alfred zu
behaupten. — Er war am nächsten Tage während der Unterrichtszeit,
die uns in denselben Raum hineinzwang, außerordentlich aufgeräumt und
zu mir von einer liebenswürdigen Besorgtheit, wie man sie etwa einem
kranken Kinde entgegenbringt. Gewiß, er mußte im Innern den furchtbaren
Stachel fühlen, den er mir am gestrigen Tage ins Herz gedrückt
hatte. Selbst während des Unterrichts fühlte ich zuweilen seinen Blick
kosend auf mir ruhen, voll mitleidiger Schwere, und doch, seltsamer
Weise, er hatte es ebensowenig wie ich fertig gebracht, die Ereignisse
des gestrigen Tages mit einer Silbe zu berühren.

Schon faßte ich wieder einige Hoffnung. Leicht wie er war, hatte
die Neigung vielleicht nur vorübergehend sein Gemüt entzündet und
wurzellos, reumütig dem schwächeren Freunde wieder zurückgestellt, was
ihm zu Recht gebührte.

Wie gewohnt, machte ich mich am Nachmittage auf den Weg, Else
von der Gewerbeschule abzuholen. Ich war auf dem Wege etwas aufgehalten
und beeilte mich nun, die rechte Minute nicht zu versäume/n.
Mein Herz klopfte vor banger Erregung. Vom Rathaustiirme schlug
es bereits die sechste Stunde, ich beflügelte immer mehr meine Schritte
und bog eben um die Ecke der Culmerstraße, als ich schon ihr rotes
Kleid in der Ferne schimmern sah und neben ihr — meine Beine wollten
mir fast den Dienst versagen — ihn, in vergnügtester Laune auf das
Mädchen einsprechend, ----- Alfred!

Also, zu spät! Unmöglich, ihnen in dieser Verfassung, die mir
das Blut in den Adern stocken ließ, entgegenzutreten. Automatisch,