Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 381
(PDF, 121 MB)
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Der Prophet und der Richter. Schon immer gab es einzelne Scharlatane,
die mit irgendeiner okkulten Kunst ohne gehörige Unterlagen an Studium und
Wissen Geld zu verdienen suchten. Sie kann man nicht Okkultisten nennen
und erkennt man sie an einer prahlerischen, vielversprechenden Tonart, hinter der
jedoch die Taten und noch mehr die Beweise fehlen. Wenn solche Leute vor
Gericht kommen, da wird dem Okkultismus natürlich immer ein gehöriger Schlag
versetzt. Denjenigen Wahrsagern und Zeichendeutern, die sich noch nicht sicher
oder vielleicht auch zu sicher fühlen, kann empfohlen werden, möglichst viele,
exakte Proben ihres Könnens vorzunehmen, d. h. wenn sie glauben, die Zukunft
voraussagen zu können, mögen sie genauestens auf das Eintreffen achten und
überhaupt bei dergleichen Dingen möglichst vorsichtig sein. Folgender Fall ist
sehr lehrreich und zeigt gerade uns Okkultisten, welche Geister in aller Welt den
exakten Okkulti'smus in Mißkredit bringen. Das Mittags-Blatt (Hamburg) brachte
vor einiger Zeit folgende Notiz:

Sehr ungeschickt benahm sich ein Prophet vor dem Richter in Minnesota
(U. S. A.). Er war angeklagt wegen Betruges und groben Unfugs, weil er ein
Bureau unter der Firma ,,Großes Delphisches Orakel" gegründet und allerhand
(bezahlte) Weissagungen losgelassen hatte, die sich als unwahr erwiesen. Wenige
stens behaupteten das die beiden Zeuginnen, zwei ältere Damen. Der einen,
hatte er geweissagt, sie werde einen Witwer mit zwei Kindern zum Mann erhalten
. Das war nun zwar schon drei Jahre her, aber der Prophet hatte sich
an keine Zeit gebunden. Der Witwer konnte also immer noch kommen. Der
arideren war verheißen worden, sie werde mit 90 Jahren sterben. Da sie erst
70 war, mußte man eigentlich noch etwas warten. Weitere Zeugen waren,
nicht vorhanden, so daß die Anklage wegen Betrugs hätte fallen gelassen
werden müssen. Da beging der Prophet in einem Anfall, von Größenwahn eine
Dummheit, Um zu beweisen, wie schön er orakeln könne, sagte er dem Richter
nach, er habe mit 24 Jahren geheiratet und sei Vater von zwei Kindern. Worauf
ihn dieser umgehend auf 14 Tage ins Loch sperrte. Der Richter war nämlich
eingefleischter Junggeselle.* Warum hat der Prophet nicht seinen Rechtsr
aihwak gefragt? Der hätte ihm das sicher sagen können. F. L.

Das vergrabene falsche Million en-Testaiment. In einer brasilianischen Stadt
im Staate Sao Paulo spielte sich kürzlich ein sensationeller Prozeß ab, der
einen Erbschaftsstreit zum Gegenstand hatte. Ein reicher Bürger von Sao
Paulo hatte zwei Söhne, John und William. Der ältere Sohn, John Lister,
erregte den Unwillen seines Vaters durch die Verheiratung mit einer Tänzerin.
Der Vater soll in Gegenwart seines jüngeren Sohnes William und eines Rechts*-
anwalts erklärt haben, daß er seinen Sohn John enterben wolle und William
7/um Universalerben einsetzen möchte. Diese Erklärung hatte keine Rechtskraft,
und als der Vater plötzlich starb und die Stunde der Öffnung des Testaments
kam, war ein Testament nicht aufzufinden. Unglücklicherweise verfiel der
enttäuschte Sohn William, der sich inzwischen in das Erbe teilen mußte,
einem Schwindler in die Hände. In der Stadt machte seit einiger Zeit ein
spiritistisches Medium, Harry Atkinson. von sich reden. Von Atkinson, der
auf Einladung eines spiritistischen Zirkels aus Chicago nach Brasilien gekommen
war, wurden wahre Wunderdinge erzählt. William, der als junger
Student öfter an spiritistischen Se.ancen teilgenommen hatte, verfiel auf den
Gedanken, durch das Medium den Geist seines Vaters beschwören und ihn
über seine letzt willige Verfügung befragen zu lassen. Er wandte sich an
Aktinson, der gegen entsprechendes Honorar ihm erklärte, daß er sich mit


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