Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 436
(PDF, 121 MB)
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leben wollen, dann gibt's nur eine einzige Möglichkeit, das zu erreichen,
nämlich daß ein jeder mit allen seinen Kräften einzig und allein bestrebt
ist, für das Wohl aller anderen zu sorgen, aber nicht für sich gelbst.
Das heißt mit anderen Worten: völlige Selbstlosigkeit ist die einzig zuverlässige
, aber auch unerläßliche Bedingung für beständiges Wohlergehen
. Das ist eine uralte Einsicht, die nicht nur für die Bürger des
Zellenstaates Geltung hat, sondern für jedes Wesen, welches Mitglied
eines Gemein dewesens ist, ob nun eine einzelne Zelle oder Zeilengemeinschaft
als Körperorgan, ob ein einzelner Mensch oder eine Gesellschaft
von Menschen (Familie, Volksstamm) als Stein im lebendigen
Gebäude der gesamten Menschheit. Gegen diese Einsicht gibt es schlechterdings
überhaupt keinen Vernunftseinwand; aber doch glauben viele,
daß diese Einsicht nicht zu verwirklichen sei und daher für das praktische
Leben keine Bedeutung habe. Es ist gewiß wahr, daß die Menschen
durch diese uralte Erkenntnis noch keinen besseren, selbstlosen Willen
bekommen haben und daß sie, wieder als Folge davon, auch noch keine
Fortschritte gemacht haben auf dem einzigen richtigen Wege zum beständigen
Wohlergehen. Aber die Gründe, warum das so ist, liegen
nicht darin, daß jene Erkenntnis von der ausschlaggebenden Bedeutung
der Selbstlosigkeit unrichtig oder für die praktische Lebensführung
bedeutungslos wäre, sondern sie beruhen, wie wir sehen werden, auf
völliger Unkenntnis oder der sehr unvollkommenen Kenntnis der beiden
vorerwähnten Schwierigkeiten.

Wenn dem Verstände die Bedeutung und Notwendigkeit des Selbstloswerdens
aufgegangen ist, dann werden die betreffenden Zellen und
Zellseelen des Gehirns, welche zu dieser Einsicht gekommen sind, auch
selbstlos werden wollen; d.h. im Menschen entsteht dann der mehr oder
weniger deutliche Wunsch, auch der gewonnenen Einsicht entsprechend
zu leben. Damit wäre der erste Anstoß zum Streben nach Selbstlosigkeit
gegeben. Soll dieses Streben nach Selbstlosigkeit nun Erfolg haben,
dann müssen die zur Einsicht gelangten Bürger (sowohl des Zeilen-
wie des Volksstaates) darüber klar werden, daß ihre Begriffe oder Vorstellungen
von Selbstlosigkeit allesamt recht unvollkommen sind und daß
diese niemals ganz vollkommen werden können; d.h. also, daß eigentlich
keiner von ihnen wirklich weiß, was Selbstlosigkeit ist, sondern daß alle
sie erst kennen lernen müssen und daß sie in alle Ewigkeit nie v öllig auslernen
werden. In der Unkenntnis oder Außerachtlassung dieser Tatsache
liegt der erste Grund für den Mißerfolg des Strebens. Es gibt
gewiß überhaupt keinen Menschen, der ohne zu stolpern über diese
Schwierigkeit hinweggekommen wäre. Die meisten Menschen bleiben
sogar in dieser Schwierigkeit so*tief stecken, daß sie überhaupt nicht
mehr vorwärts kommen. Sie selbst merken es nicht einmal daß der


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