Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 455
(PDF, 121 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1925/0459
Zwar liegt das Haus meines Schwagers in der Nähe der Nordsee,
und an dem betreffenden Tage herrschte Sturm, so daß durch diesen
der Sturz des Spiegels herbeigeführt sein kann. Indessen kann das Herabfallen
des Spiegels auch sehr wohl mit dem Ableben meiner Schwägerin
zusammenhängen, da Todesfälle sich häufig durch Beschädigung oder
Sturz von Wandbildern und Spiegeln bemerkbar machen/'

Hat Herr Rondtke recht, dann liegt auf der Hand, daß bei der
ganzen Sachlage der Sturz des Spiegels nur durch das Unterbewußtsein
der unmittelbar vor dem l\xle stehenden Kranken herbeigeführt sein
kann. Denn da sie sich wohl fühlte, wußte ihr Wachbewußtsein nichts
von der Nähe ihres Todes. Als der Spiegel stürzte, war niemand oben im
Zimmer, vielmehr befanden sich in diesem Augenblick die Angehörigen
bei der Kranken; mitzuteilen gabs also bei dem Sturz nichts. Es kann
hier also nur das Unterbewußtsein gewirkt haben, und — vorausgesetzt,
daß hier wirklich die Bekundung einer Sterbenden vorliegt so dürfte
es wahrscheinlich sein, daß auch andere Bekundungen Sterbender meistens
durch deren Unterbewußtsein ausgelöst werden, so unverkennbar in dem
Fall von Fräulein Lippisch. Bätseihaft ist freilich, warum bei Todesfällen
gerade Spiegel springen, Bilder von der Wand fallen und Uhren
stehen bleiben oder sonderbare Geräusche machen, auch dann, wenn mit
diesen Vorgängen, wie hier, keine Mitteilung an entfernte Verwandte
verbunden sein kann.

Ich möchte diesen Teil meiner Arbeit nicht schließen, ohne noch
einen Beitrag zu bringen, der zwar kein unmittelbares Zeugnis für Bekundungen
Sterbender bringt, wohl aber ein sehr gutes mittelbares. Ich
tntlehne ihn den trefflichen, jedem gebildeten Thüringer vertrauten mundartlichen
Dichtungen „Bilder und Klänge aus Rudolstadt" von Anton
Sommer, früheren Garnisonpfarrer von Rudolstadt, der dort geboren und
Ende der achtziger Jahre gestorben ist. Das von mir gebotene Stück
überschreibt sich: ,,Wie sich's bei Treinersch Gottlieb'n geägent hatte"
(„geägent" bedeutet „geeignet". „Es eignet sich" heißt im Thüringischen
so viel wie „es spukt"). Der humorvolle Dichter schreibt:

„Gucke, ech ben nech abergleibisch, un ech gab nischt off das
domme Zeich, was su de Leite garen, Ech will bei stockdunkler Nacht
mottersielenalläne off n Buden gih un laß mich su leichte nech färchnig
mache; aber neilich ha ech doch gedacht, ech mißte vor Schrecken in
de Arde sinke, un ech kriech noch alleweile on ganzen Leibe Gänsehaut,
wenn ech nur dran denke. Ech wor noch Elfen aus d'r Pörze (Gasthaus
vor dem alten Rudolstadt) häinkomm, meine Rike met nJong war schonne
lange in'n Fadern, un alles war mottermcischenstille. 's wor mer schonne
Vorgang, daß mer was passiere wärde, denn 's war mer an dan Tage
änne grüße schwarze Katze öbern Wag gelofen. Etze, wie ech de


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