Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 456
(PDF, 121 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1925/0460
— 456 —

Öllampe angebrannt hatte un wollte mech saehtgen auszieh, herre! da
geschah d'r off ämol ä Platz in d'r Stöbe, no siehste, nech annersch, als
wenn de Feierkanone war lusgang, daß mar d'r Oden in Halse stecknig
blieb un mer Arm un Bäne zitterten. Ech dachte gleich: Etz hot sich's
geängent, aber ech kann d'rsch nech beschreibe, wie mersch zu Mute
war. Ech machte nur fix, daß ech meine Stöfeln ronger kröcht« un daß
ech ins Bette kam. Un 's war a su. Nach ä Wochner drein kröcht mer
änn Brief von meinen Bruder in Schläz (Schleiz), dan seine Fra hat änne
Schwester, die ös in Göre (Gera) verheirat, dar öhre Schwiegermotter
ös gestorb'n. Siehste, das warsch,"

Dies Geschichtchen ist nach zwei Seiten interessant.

Wer mit den Dichtungen Sommers vertraut ist, weiß, daß der
Dichter ein trefflicher Kenner des Volkslebens ist. So ist sein kleines
Geschichtchen ein Beweis, daß er häufiger durch Erzählungen aus dem
Volke von Bekundungen Sterbender gehört hat, sie also zu seiner Zeit
im Volke eine wohlbekannte Erscheinung gewesen sein müssen. Und
seine Schilderung des Vorganges ist so genau, daß jeder Kenner solcher
Fälle sie als echt erkennt. Nur der Dichter selber nicht, weil seine
Pastorale Brille ihn daran hindert.

Und das ist die zweite interessante Seite der Geschichte. Für ihn
als Pastor seiner Zeit gehören solche Vorkommnisse ins Gebiet des
Aberglaubens, die er überlegen durch Witze lächerlich macht. Es entgeht
dem sonst so klugen Dichter und scharfen Beobachter, daß ein so
lautes, kanonenschußähnliches Geräusch, wie es bei Bekundungen Sterbender
häufig zu hören ist und wie er es ganz richtig schildert, außergewöhnlichen
Ursprungs sein muß und nicht mit dem Ableben einer völlig
unbekannten, ganz weitläufigen Verwandten, die gar keine Verwandte
mehr ist. in Zusammenhang gebracht werden kann. In echt dichterischer
Freiheit würfelt er einen echten Fall, bei dem der Vorgang nur
auf einen nahen Bekannten oder Verwandten zurückgehen kann, mit
einem unechten zusammen, wo ein abergläubischer Angsthase jedes Knak-
ken im Holz des Fußbodens oder der Zimmerdecke künstlich mit dem
ersten besten, zufällig damit zusammentreffenden Sterbefall in Verbindung
bringt. Der Dichter hat damit die Lacher auf seine Seite gezogen
und scheinbar Eecht. Wir haben hier ein Musterbeispiel dafür, wie
selbst ein kluger Gebildeter in der Eegel sich mit Erscheinungen abzufinden
pflegt, die gegen seine Denkgewohnheiten verstoßen.

Ein Gesamturteil über die Baustoffe dieses Abschnittes vermag ich
an seinem Schlüsse noch nicht zu geben, ich muß es für den nächstem
aufsparen, da die Bekundungen Sterbender sich nur durch einen Ver
gleich mit denen Verstorbener befriedigend erklären lassen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1925/0460