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Durch die Sonette Petrarcas schimmert vielfach die Angst davor,
daß er sich selbst einmal töten möchte, weil er die Qualen nicht mehr
tragen kann. Er trug ein beklagenswertes Los, weinte viele, viele Nächte
hindurch. Daß solche Engelsschönheit Menschen von geringer sittlicher
Kraft in den Tod treibt, ist bekannt. Erst vor kurzem wurde mir mitgeteilt
, daß sich vor Jahren drei Studenten aus Liebeskummer erschossen
hatten, alle wegen einer ebenfalls überaus schönen jungen Böhmin, die
von solcher Erhabenheit war, daß sie sich kaum sehen lassen durfte. Hier
kann es sich nicht mehr um Zufall handeln, da ohne ihr Zutun drei unglückliche
Opfer zu beklagen sind. Vor wenigen Jahren nahm sie in der
Blüte ihrer Tage der Himmel zu sich, eine häufige Erscheinung, daß so
sittenreine und schöne Geschöpfe frühzeitig sterben — die Erde verlassen.
Petrarca drückt uns aber in folgenden köstlichen Zeilen die Erkenntnis
aus, daß der Selbstmord wenig Zweck haben würde und ihm nicht die ersehn
tl Erlösung brächte!
Glaubt' ich, es könnte mich der Tod entladen
der Liebeswehn, die mich zu Boden schlagen,
zu Grab hätt' ich mit eigner Hand getragen
längst diese Last die Glieder schmerzbeladen;
doch würd' ich, ach! vielleicht auf seinen Pfaden
aus Leid in Leid, aus Krieg in Krieg verschlagen.
Drum steh* am Weg' ich, möcht' und kann's nicht wagen,
und schmachte doch nach anderen Gestaden.
Dies erscheint als eine viel richtigere Auffassung der Folgen- des
Selbstmordes als die, welche 'Dante in seiner Göttlichen Komödie beschreibt
, der sich streng nach Virgil, seinem Lehrer, richtet und die Selbstmörder
auf ewig klagende Bäume versetzt^ die nach der „Auferstehung des
Fleisches" ihren Leib aus den Gräbern holen und ihn jeder an dem Baume
aufhängen, den sie bewohnen. Wer die Göttliche Komödie kennt, weiß,
wie ergreifend Dante Allighieri die Bäume klagen läßt, die sprechen
können, aber sich sonst nicht betätigen, und die das Knicken von Zweigen
durch Dante mit furchtbarem Schmerzen sgeschrei erwidern.
Aus spiritistischen Kundgebungen wurde uns oft bekannt, daß der
Liebestod zwar einer der mildesten ist, daß aber die Liebenden zuerst da
drüber in einem schrecklichen Baume von Finsternis sich zu befinden
glauben, in denen sie Glut und Frost durch ihre Adern rieseln fühlen.
Viele von uns sind der Meinung, daß das ideale dichterische Empfinden
schon hier jenseitige Wahrheiten durch Intuition oder Inspiration offenbart
. Wenn man parallel hierzu das Wort du Preis setzt, daß das Jenseits
das anders angeschaute Diesseits ist, so kann es wohl angehen, daß jemand
, der hier im Körper schon in der Liebe Glut und Frost, Wonne
und Qual empfindet, dies drüben noch weiter empfinden könnte, bis sich
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