Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 511
(PDF, 121 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1925/0515
— 511 —

habe er einzig bei russischen Prinzessinnen verkörpert gesehen, mit
denen zu verkehren er früher viel Gelegenheit gehabt habe: „Da sieht
man die Stufenleiter vom Menschen zum — Engel!" Also auch hier eine
Brücke zum Jenseits außerhalb der Brücke des Spiritismus.

Petrarca sah die Geliebte auch nach dem Tode in Träumen, in der
Phantasie, ja in — sagen wir Halluzinationen. Reich an Lieblichkeit ist
folgendes Sonett:

Könnt' ich die leisen Seufzer wiedergeben
der Herrin, die nun weilt in Himmelshöhen
und hier noch scheint zu fühlen und zu gehen,
zu atmen und zu lieben und zu leben,

o, wecken müßt' es heißer Sehnsucht Beben;
so kehrt mit liebend-eifersücht'gem Spähen
zurück sie, fürchtend, mich erschöpft zu sehen
und rückwärts oder nach der Linken streben.

Grad' auf weist sie, und ich, der wohl ergründet
ihr keusches Locken und die frommen Bitten,
ihr süßes Flüstern, freundlich-sanft Belehren,

muß, wie sie's heißt, gebieten meinen Schritten,

von ihrer Rede Süßigkeit entzündet,

die einem Felsen wohl entlockte Zähren.

In einem anderen Sonett bittet er die Verklärte, auf ihn herab zur
Erde zu sehen:

O schöne Seele du, erlöst von jenen
Fesseln, die schöner nie Natur gegeben,
vom Himmel her sieh auf mein dunkles Leben,
von frohen Bildern wende dich zu Tränen!

In grauer Verzweiflung kommt Petrarca zu der seltsam erscheinenden
Erkenntnis, daß das große Erdenleid nicht nur — wie bekannt — die
Seele läutert und sie zum Genüsse himmlischen Glückes fähig macht, sondern
daß die Schätze des Himmes dadurch größer werden.

Luft, Erd* und Meer und Menschenherz muß beben,
denn ohne sie wird Blütenschmuck dem Garten
und Edelstein dem Ring zu fehlen scheinen.

Nicht von der Welt ward sie gekannt im Leben;
sie ward's von mir, des Tränen auf sie warten,
vom Himmel, den bereichert hat mein Weinen.

In einem seiner Sonette, die lange nach dem Tode der Geliebten entstanden
, beschreibt er eine himmlische, tröstende Vision:

Mich hob mein Geist hinan auf fernem Gleise,
zu suchen, was der Erd', ach! nun entschwunden,
da sah ich sie, vom dritten Kreis umwunden,
weit schöner und mit minder stolzer Weise.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1925/0515