Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 532
(PDF, 121 MB)
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582 —

im engsten Zusammenleben mit und in der Natur an und in sich selbst
die Beeinflussung des Physischen durch das Psychische erlebt und erkannt
hatten. Wir haben ein System vor uns, das eine Erklärung und
Erläuterung des Satzes „bewußt leben" ist. Bewußt leben durch das
Unbewußte!

Wir finden im Yoga1) lange Abhandlungen, die sich damit befassen,
das physiologische Wirken im menschlichen Organismus zu meistern, die
körperliche Gesundheit zu festigen und den Willen zu schulen. Wir
finden aber auch andere Stellen, in denen diese Art verworfen und dargelegt
wird, daß und wie das Denken als solches zu bemeistern ist.
Wir sehen so die Richtung des „mens sana in corpore sano", daß die
Entwicklung und Gesundung des Körpers auch eine Entwicklung des
Geistes nach sich zieht; wir seihen aber auch den Weg, der geführt ist
nach der Anschauung, „es ist der Geist, der sich den Körper baut/'
Aber beide Wege sind zu gehen zu dem Ziel:" der Ausbildung aller Tugenden
und der psychischen Beeinflussung und Entwicklung. Ich las einst
in dem Werke eines Erläuterers des Yoga (den Verfasser kann ich leider
nicht mehr anführen): „Man nimmt ferner an, daß dieses innere Organ
(cittam = denken) bemeistert und in einen Zustand absoluter Ruhe versetzt
werden kann, trotz seiner ihm innewohnenden Neigung, auf die eine
oder andere Veränderung auf Grund der beständig vorüberziehenden
Dinge einzugehen/' — Damit sollte gesagt sein, daß die Yoga-Philosophen
auf dem Standpunkte standen, daß eine Bemeisterung des Willens
und Denkens, kurz eine Herrschaft über das Bewußtsein, durchaus
möglich sei.

Sie hatten dasselbe erkannt wie die alten Kabbalisten: hinter dem
Willen steht der Wunsch. Nach ihrer Erkenntnis ist der Wille von dem
Wunschleben, d. h. von dem Affekt des Individuums abhängig. Ihr
Streben war nach dieser Erkenntnis darum auf das Ziel gerichtet, das
Wunsch- und Triebleben zu beeinflussen, um den Willen unabhängig von
dem Affekt zu machen bezw. ihn möglichst von dem Affekt loszulösen.
Ich schrieb oben: Die Suggestibilität .... ist die durch dde Affektivität
bedingte und durch sie verschiedengradig abgestufte psychische Bereitschaft
zum Aufnehmen neuer . . . Vorstellungen. Wir sehen also, daß
wir bei den Yoga-Philosophen die Erkenntnis dieses Satzes finden und
daß ihre Absicht eine Beeinflussung der Affektivität, d.h. des WUnschuld
Trieblebens ist, um den störenden Faktor für die Aufnahme und die
Verwirklichung „neuer, in besonderem Maße zum Ausdruck neigender Vor
Stellungen" zu beseitigen.

Da meines Wissens die Suggestionswirkung im Yoga-System noch
nicht in aller Schärfe betont und ausgearbeitet war, möchte ich, um jeg-

l) Ichs preche hier nicht von en.cm bestimmten Yogasystesn, sondern Yoga
schlechthin.


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