Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 554
(PDF, 121 MB)
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mich überfiel, der ich gar nicht Herr werden konnte. Dieses Gefühl
löst sich bei mir immer aus, wenn ich mit dem Typus in der Art jenes
Besuches gezwungen bin, einen Händedruck zu wechseln.

Es ist eine Eigenart dieser Leute, daß sie die Hand des Partners
nicht umfassen, sondern diese nur mit der ihren in lose Berührung
bringen, das heißt die eigene Hand an die andere nur heranlegen. Ich
bin überzeugt, daß diese Art des Händedruckes die meisten meiner
Leser schon selbst beobachtet haben. Wo nicht, so mögen sie künftig
darauf etwas achten. Sie werden diese Art der Begrüßung vielfach finden
. Die Logik liegt nun sehr nahe, aus der letzteren generell! und
individuell auf den Charakter seines Partners zu schließen, was in
Wirklichkeit, falls nicht direkte Täuschung und Verstellung mitwirken,
durchaus möglich ist. Aber auch in diesem Falle wird für den feinfühligen
und feinsinnigen Psychologen noch immer die Unterscheidung
von Wahrheit und Verstellung möglich sein. Der Händedruck des
seelisch vertieften, charakterfesten und uneigennützigen Menschen spielt
sich in seinen Auswirkungen so ganz anders ab. Er legt sich mit
festem — oft zu festem — Druck um die Hand des Partners, er verweilt
in dieser Stellung wenigstens eine Sekunde und hinterläßt als
Rudiment in dem seelisch Gleichgestimmten das stärkende und wohltuende
Gefühl ei(nes inneren Austausches, das noch lange nachwirkt und
durch die Erinnerung, oft noch nach Jahren, wieder ausgelöst und
erweckt werden kann.

Gehen wir von der Richtigkeit und Erfahrung dieser Erwägungen
aus, und sie sind richtig und dife Erfahrungen vieler Jahre, so finden
wi(r auch die logische Erklärung für die „Liehe auf den ersten Blick",
nicht minder für die „Freundschaft auf den ersten Blick." Der Volks!-
mund sagt ni,cht mit Unrecht, der erste Eindruck ist der maßgebende.
Das ist er in der Tat auch, weil Zuneigung und Abneigung, unberührt
von dem Einfluß der Abstumpfung und Gewohnheit, hier ungeschminkt
ihre Kräfte austauschen. Man sollte dieser Tatsache viel mehr
Bedieutung beilegen als Richtschnur auf die Schlüsse einer tieferen
Individualität und Seelenanalyse. Man wird sich, falls man ein halbwegs
guter Beobachter und Regi(strator seiner eigenen Empfindungen
ist, selten nach dieser Richtung hin täuschen« Wie oft hört man als
Nachhall einer vollzogenen Bekanntschaft die Worte äußern: „Ich konnte
mir nicht helfen, der Betreffende war ja äußerst zurückhaltend, höflich
und nett, aber ich wurde das Gefühl nicht los, daß er ein Blender,
ein brutaler, eigennütziger Mensch, ein Phrasen r und Schmeichler ist."
Hier hat die Erfahrung jener Annahme noch nicht sichtbaren Ausdruck
gegeben, aber das Gefühl des ersten Eindrucks wuchert fermen-
tativ in uns weiter, daß es \so ist. Und es ist sicher so und kommt?


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