Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 558
(PDF, 121 MB)
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— die oft wenig beneidenswert ist — zu besprechen. Im Mai 1910
legte Natalie von UexkueU auf dem Altare der Kirche zu Stolp in Pommern
das Gelübde ab, fortab ihr Leben der Kirchen ein igung zu
widmen, d. i. der Wegräumung der Steine, welche die verschiedenen
christlichen Glaubensbekenntnisse von einander trennen. Starke Widersacher
fand sie bei Genfer Jesuiten, bei denen sie auf eine Förderung
ihrer Pläne besonders für die Rechte der orientalischen Kirche
gehofft hatte. In einer Audienz, die sie in der gleichen Sache beim
ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel, Joachim, gehabt, äußerte
dieser ihr gegenüber: „Um zu der Kircheneinigung zu gelangen, muß
man den Fanatismus der Geistlichkeit sowohl des Orients wie des Okzidents
zuerst auslöschen... Die Ursachen der Eurchentrennung sind
nicht dogmatisch, über die Glaubenslehren könnte man sich verständigen,
die Politik ist der Hauptgrund der Kirchentrennung."

Das Schicksal hat die Baronin zur Fürsprecherin besonders der
melchitischen Christenheit gemacht, d. h. der griechisch-unierten Christen
, die sich herleiten von den königstreuen Christen des frühen byzantinischen
Kaiserreiches im Orient (ebendeshalb sind sie „Melchiten", d. i.
„Königstreue" oder „Royalisten", genannt). Ihre Wohnsitze haben sie
in Syrien. Erst nachdem sie alle Hoffnung auf die Wiederherstellung
einer christlichen Monarchie aufgeben lernten, schlössen sie sich der römischen
Papstkirche an, jedoch nur soweit, daß sie niemals darauf verzichtet
haben, ihre ursprüngliche Unabhängigkeit und Freiheit in kirchlichen
Dingen und Beschlüssen sich vorzubehalten. Demzufolge haben
sie ihren eigenen Patriarchen, werden dafür aber auch von Rom nicht
nur nicht anerkannt, sondern auf alle mögliche Weise desavouiert und
verfolgt, Sie ihrerseits aber beten für das Heil des Papstes und der abendländischen
Brüder. Es ist wertvoll, in diesen „Orientbriefen" allerlei
Tragisches über ihr Schicksal, das sie durch die Jahrhunderte gehabt
haben, kennen zu lernen, u. a. durch die türkischen Massakers, die ihre
Seelenzahl von 60 Millionen bis auf rund 2y2 Millionen dezimiert haben.

Die Franzosen üben das Protektorat über die melchitischen Christen
aus, — eine Einrichtung, die sich von den Kreuzzügen herleitet, in
denen die Melchiten den Kreuzfahrern zu Hilfe eilten., In Wirklichkeit
ist von einem französischen Schutz aber gar nicht die Rede, also daß die
Melchiten eben den Massakers durch die „Krummnasen" (die Türken)
nicht widerstehen konnten. Da nun dieser alte Volksstamm niemals von
Rom noch von der Grande Nation (Frankreich) beschützt worden und deshalb
dem mächtigen Arm des „Propheten" verfallen ist, so herrscht unter
seinen Angehörigen vom Fürsterzbischof-Patriarchen herab bis zum einfachsten
Manne eine grenzenlose Furcht, die dieses einstmals aristokratische
Volk bis zur Sklaveftnatur herab gedemütigt hat, also daß die Mel-


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