Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
19.1925/26
Seite: 564
(PDF, 121 MB)
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In seiner Aufregung merkte der Lehrer nichts von der seltsamen
Kleidung des Dozierenden, verbeugte sich linkisch an der Tür und starrte
mit fiebernden Augen in den Klassenraum. Das Schülervolk erhob sich
nach und nach von den Bänken und begrüßte den Ankömmling mit einem
lauten „Guten Morgen".

Hieraus merkte unser Held, daß er es offenbar mit der Person des
Vertreters zu tun hatte, und fand sich außerordentlich schnell in der neuen
Sachlage zurecht, schritt also dem jungen Mann freundlich entgegen und
reichte ihm die Hand, worauf dieser sich verbeugte, seinen Namen nannte
und sich als den Vertreter des ins Feld gerückten Lehrers zu erkennen
gab.

Jener stellte sich nun ebenfalls vor und nannte dem vor Verwunderung
starren Vertreter den Namen dessen, den er hier am wenigsten vermutet
hätte. Da er Alfred Berger nie zuvor im Leben gesehen hatte, mußte er
schon, wohl oder übel, annehmen, es mit dem richtigen zu tun zu haben
und fand im übrigen keine Zeit, über das plötzliche Auftreten desselben
und seine eigentümliche Verfassung nachzudenken.

,iWie Sie schon sehen," nahm dieser das Wort, „bin ich Knall und
Fall für immer von den Preußen zurückgekehrt und befinde mich augenblicklich
dabei, wieder Fühlung mit meiner alten Klasse zu nehmen. Selbstverständlich
bin ich nicht in der Lage, Sie mit eben derselben Plötzlichkeit
vom Dienst zu dispensieren und bitte Sie, getrost^ den Unterricht*
weiter zu versehen, bis der Bescheid ddr Regierung eintrifft, der ich
meine Rückkehr aus dem Felde sogleich mitteilen werde,

Es war bewundernswert, wie unser Kranker, dessen Gedächtnis
nur wenig Daten zur Verfügung standen, mit instinktmäßiger Schlauheit
sich den neuen Situationen anpaßte und mit automatischer Sicherheit
das fehlende Gedächtnismaterial ergänzte, ohne sich seines abnormen
Geisteszustandes dabei bewußt zu werden. Er hütete sich auch, sich
durch unnütze Fragen eine Blöße zu geben, ließ den Vertreter ruhig
sprechen, griff mit geschickten Redewendungen ein und wußte so aus
dessen Munde gerade dasjenige herauszuziehen, was geeignet war, einiges
Licht in das mystische Dunkel zu bringen.

Während so die beiden Schulherren im Gespräch vertieft waren,
nahte das Ende der Stunde, und der Vertreter schickte die Kinder auf
den Schulhof.

Von all diesen Vorgängen, die sich im Klassen räum abspielten, hatte
indes Frau Berger, die den anderen Teil des Schulgebäudes bewohnte, gar
keine Notiz genommen. Sie hatte sich wie gewöhnlich am frühen Morgen
erhoben, weckte ihre Mutter, die seit Abrücken ihres Mannes zur wirtschaftlichen
Unterstützung in ihr Haus gezogen war, und half der kleinen
Ursula bei der Morgentoilette»


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