Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 141
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1926/0145
— 141 —

erwachen der Persönlichkeit Alfreds in dem Körper seines Freundes
zeitlich zusammenfiel.

Die Gewißheit bestärkte sich immer mehr, als der Wiedererstandene
sie in ihrem alten Thorner Heim aufsuchte und ihr dort vollgültige
Beweise seiner Identität beibrachte.

Auch ihre Befürchtungen ausbrechenden Wahnsinns trafen nicht ein.
So wurde die Trauung nach Ablauf eines Jahres vollzogen. Else zog in
das Besitztum ihres Mannes, und alle Welt sprach davon, daß nun Ulrich
sein dem Freunde gegebenes Versprechen getreu eingelöst und dessen
Witwe geheiratet und glücklich gemacht hätte.

Wie aber, fragt sich nun der skeptische Leser, was soll denn inzwischen
mit den psychischen Qualitäten des verdrängten Freundes vorgegangen
sein? Irgendwo muß er doch gesteckt haben, da doch nicht
in der Welt verschwinden kann, was einmal in ihren Machtkreis hineingeboren
ist.

Auch hierfür gab, wenn auch erst nach geraumer Zeit, die Zukunft
eine Antwort, wobei ich jedoch vorausschicke, daß auch hierdurch keineswegs
das Geheimnis gelüftet wird, sondern sich nur Kätsel auf Rätsel
häuft.

Jedenfalls konnte die Individualität Ulrichs nicht erloschen sein,
da sie eines Tages durch eine große seelische Erschütterung -■-
man brachte Alfred die Nachricht, sein Töchterchen wäre ertrunken,
was sich aber nachträglich als falsch erwies — wieder zum Vorschein
kam. Sie setzte munter das Leben fort, das sie bis zu ihrem Unter/*
tauchen in die Individualität Alfreds geführt, und wußte von der Zeit
nichts, die inzwischen ins Land gegangen war. Als er die neuen Zustände
um sich gewahrte, sich als den Mann Elses und Vater eines
Kindes entdeckte, glaubte er sich in einem Narrenhause, bis ihm schließlich
aus unterirdischen Quellen die richtige Erkenntnis der Sachlage zufloß.

Allein die Individualität Ulrichs konnte sich auch nur zeitweise
behaupten, da bei der nächsten Gelegenheit wieder Alfred die Herrschaft
an sich riß. Der Wechsel vollzog sich von da an zu wiederholten
Malen und zwar immer, wenn eine seelische Erschütterung den zeitweiligen
Bewußtseinsträger überfiel. Die Vitalität rettete sich dann
gleichsam, indem sie ihre Kraft durch ein bereitstehendes Ventil in die
andere Wesenheit überströmen ließ.

Allmählich wurden die Zwischenräume, die den Wechsel brennten,
immer kürzer, der Anlaß dazu immer unwesentlicher. Und als schließlich
das Gedächtnis sich beider Teile bemächtigte, so daß die Individualitäten
von einander wußten, hatten sich die getrennten Wesen zu einem
einzigen geschlossenen Ganzen zusammengefunden.


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