Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 182
(PDF, 129 MB)
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ringen. Gegen Ende seines Leber,s wirkte er im hohenloheschen Städtchen
Nauenstein als Kapellmeister und Stadtschreiber. Nach der Sage bildete
das hohenlohesche Gebiet ein Hauptwirkungsfeld Fausts. Nebenbei bemerkt
ist jenes Gebiet auch die Heimat ausgezeichneter Medien, als deren
bedeutendstes der Frau Friederike Hauffe, der durch Justinus Kerner berühmt
gewordenen „Seherin von Prevorst", Erwähnung getan sei. Auch die
in der Straßburger Gegend und im südlichen Baden weitbekannte Frau
Emma Huber in Freiburg i. B. stammt von dort. Aber angenommen, Faust
sei gar nicht in jener Gegend gewesen, was jedoch den geschichtlichen
Überlieferungen vollständig widersprechen würde, da er ein unsteter
Vagant war, der ganz Deutschland bereiste, so kann nach den Untersuchungen
Blumes Widmann sein Wissen sehr leicht von Staufen her erhalten
haben. Der Gönner Widmanns nämlich, der Graf Friedrich von
Hohenlohe, war ein Neffe der Gemahlin des Freiherrn Anton von Staufen,
des Gönners und wahrscheinlichen Mitarbeiters Fausts. Doch ist Blume
auf Grund seiner Forschungen fest davon überzeugt, daß Faust vor seinem
Auftreten in Staufen jahrelang in Widmanns Heimat seine Wirkungsstätte
hatte. Blume begründet dies in seiner Schrift „Die Gestalten in
dem Faustbuche Widmanns und ihre Beziehungen zu Staufen im Breisgau"
(Freiburg i. B. 1914) folgendermaßen: „Unmittelbar auf ein geschichtliches
Auftreten Fausts in der Heimat Widmamis sind die Abenteuer
zurückzuführen, die ihren Schauplatz in Schwäbisch-Hall und seiner Umgebung
haben; sie scheinen aus dem Volke, aus der Überlieferung in Wid-
Dsanns Familie und bei den Grafen von Hohenlohe geschöpft zu rein . . .
Für die Gründlichkeit Widmanns, wenigstens zu seiner Zeit, spricht außer
seinem schon betonten Ernst auch seine Abstammung von mehrfach als
Geschichtsschreiber, Dichter und Künstler tätigen Vorfahren/' Widmann
charakterisiert den Dr. Faust „als einen nicht so sehr nach Erkenntnis?
Ringenden als vielmehr in der .Reife als Mann nach Wohlleben Haschenden
". Dessen äußere Erscheinung schildert Widmann als ein „klein
hokkendt Mann", „als ein hochruckeriges Männlein, eine dürre Person,
habend ein kleines grauves bärtlin". Blume bemerkt hierzu: „Wem fällt
dabei nicht die Ähnlichkeit mit der Radierung des Schülers Rembrandts,
Joris van Vliet, vom Faust 1630 . . . auf?"

Auf Grund seiner scharfsinnigen und tief schürfenden Untersuchungen
kommt Blume zu dem Schluß, daß Faust eine geschichtliche Persönlichkeit
war, um die sich allerdings ein großer Sagenkranz im Laufe der
Zeit rankte. „Der geschichtliche Faust lebte etwa von 1480—1539. War
aber keineswegs ein Geist von „hohem Streben", wie ihn Goethe schildert,,
sondern ein Abenteurer, der als Zauberer, Wahrsager, Sterndeuter, Alchimist
, Kurpfuscher und Totenbeschwörer überall sehr prahlerisch und
marktschreierisch auftrat und öfter mit den Strafgesetzen in Konflikt


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