Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 284
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1926/0288
— 284 —

Okkultistische Umschau.

Houdinis Tod. Aus Detroit (Michigan) kommt die Meldung, daß.
der weltberühmte Antispiritist und Entfesselungskünstler Harry Houdini
am 31. Oktober nach zwei Operationen gestorben ist. Noch im Sommer
dieses Jahres hatte Houdini im Schwimmbassin eines Newyorker Hotels ein
interessantes Experiment ausgeführt. Er legte sich in einen Blechkasten, der
luftdicht verschlossen und in das Becken versenkt wurde. Arzte waren der
Meinung, daß die Luft im Kasten für acht Minuten ausreiche; eine volle Stunde
und 31 Minuten blieb Houdini unter Wasser, bevor er das Zeichen zur Hebung,
gab. Houdini wollte damit zeigen, daß die angeblich übernatürlichen Kräfte
der Fakire durchaus natürliche Grundlagen hätten. So hat der „Entfesselungskönig
", der eigentlich Erich Weiß hieß und 1874 in Appleton (Wisconsin) geboren
wurde, bis zuletzt von sich reden gemacht. Mit neun Jahren fing er in Jack
Hoefflers 5-Cent-Zirkus an, dann war er Mechaniker, Marionettenspieler, Bauchredner
, Clown, und was noch alles in dieser seltsamen Sphäre möglich ist. Auf
die Spiritisten hatte er es schon in frühester Zeit abgesehen. Die Medien Brüder*
Davenport und Henry Slade wurden von ihm entlarvt. Houdini wies auch dem
Medium Eva C. nach, daß es die als „Ektoplasma" aus dem Munde fließenden
Substanzen vorher zu sich genommen habe. Er konnte das ohne weiteres, weif
dieser Trick dem „Hindu-Nadeltrick" Houdinis sehr ähnelte, bei dem er einea
Faden und bis zu hundert- Nähnadeln verschlang, die er eingefädelt wieder aus
dem Munde zog. Dem Medium George Renner, das zwei Trompeten für Geisterstimmen
benötigte, spielte er noch 1925 einen Streich, indem er deren Mundstücke
heimlich mit Ruß beschmierte und später unvermutet das elektrische Licht
andrehte. Renner stand beschämt da. Gesicht und Hände mit Ruß geschwärzt!:
Als Houdini zum ersten Male in Europa auftrat, waren die Blätter voll vor
Sensationen über ihn, denn er hatte sich durch langes Training und erstaunliche
Tricks zum „Entfesselungskünstler" ausgebildet. Er befreite sich von Handschellen
, Fußeisen und Ketten, daß es eine Lust war! Selbst die Polizei
mußte zugeben, daß .,richts auf Erden ihn in Fesseln halten könne." Und
doch — Amor war der Schmied unlösbarer Ketten: 1894 verheiratete er sich
mit der Koloratursängerin Wilhelmine Rahner, die er ihrer Mutter — entführte!;
Am bekanntesten war seine Flucht aus der Mörderzelle im Staatsgefängnb zu.
Washington im Januar des Jahres 1906. Aus was er sonst noch „herausgeschlüpft
" ist, Ist kaum zu glauben: aus Packkisten in überfüllten Warenhäusern,,
aus Glaskästen, aus Kannen, die mit Wasser angefüllt waren usw. Das Entfesseln
unter Wasser war seine liebste Beschäftigung. Als das im Sommer C909
der Artist Richard Pipp bei Landshut nachmachen wollte, ertrank er.
Soweit das „Hamburger Mittagsblatt'*.

Die amerikanischen Okkultisten und Spiritisten werden wesentlich anders
über Houdini und sein Wirken denken und sich freuen, diesen gefährlicheq,
Gegner nicht mehr zu haben. In der Tat hat die bisherige Geschichte des
Okkultismus noch keinen so scharfsinnigen und energischen Gegner gekannt
wie Houdini. Die amerikanischen Zeitungen waren voll von Artikeln und Eigenberichten
über Houdinis Entlarvungen. Die berühmte technische Zeitschrift „Populär
Science", ein Monatsblatt, brachte in Fortsetzungen (Oktober 1925 u. f.) „The
•Story of Houdini" von Raymond. J Brown, vielleicht die bemerkenswertste


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