Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 300
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1926/0304
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Bewußtsein oder Oberbewußtsein, und das Unterbewußtsein, weil die Vorgänge
in diesem unter der Schwelle unseres Bewußtseins bleiben, sieh
also unserer Wahrnehmung entziehen und nur erst durch ihre Wirkimgen
erkannt werden können. Wenn meinetwegen ein Schlafwandler — jeder
weiß, daß es solche Menschen gibt — nachts aufsteht und, ohne erwacht zu
sein, mitunter die schwierigsten Wege macht, auch wohl eine Arbeit
fertigstellt, sich dann aber wieder in sein Bett legt und, ohne erwacht
zu sein, bis zum Morgen weiterschläft, nach dem Erwachen die Arbeit
zu Ende geführt sieht, die er am Abend unfertig zurückgelassen hatte,
so wird ihm das weidliches Erstaunen verursachen. Er weiß nicht, wie das
geschehen ist. — Sein Unterbewußtsein, sein Unbewußtes hat es getan.

Dieses Beispiel lehrt zugleich die Tatsache, daß das Unterbewußtsein
keineswegs geringere Kräfte hat als das Bewußtsein. Höchstens das Gegenteil
könnte man behaupten.

Ja es ist eine Tatsache, daß das Oberbewrußtsein ohne entschiedene,
meistens eben nicht wahrnehmbare Assistenz des Unterbewußtseins kaum
etwas zu leisten vermag. Glauben wir z. B., ein Ingenieur, der die ganzen
Kräfte seines Oberbewußtseins ins Feld führt, um eine Maschine zu konstruieren
, oder ein Mathematiker, um seine Probleme zu lösen, könne ohne
Mitwirkung seines Unbewußten etwas zu Wege bringen? Beileibe nicht!
Und so ist es auch bei andern Gelegenheiten. Wir wollen ganz schweigen
von der Tätigkeit des Künstlers und des Arztes. Mithin haben wir alle
Veranlassung, uns der allgemeinen Bedeutung des Unbewußten klar zu sein.

Eine Eigentümlichkeit aber zeigt uns das Unterbewußtsein, die wir
geneigt sein könnten als eine Schwäche anzusehen. Während das Bewußtsein
alles genau mit Hilfe seiner Vernunft überprüft und nichts durchläßt
, ohne es peinlich und streng auf seine Existenzberechtigung hin untersucht
zu haben, ist jenes (das Unbewußte) nicht nur leichtgläubig, sondern
geradezu urteilsunfähig und kritiklos. Was ihm angeboten wird, nimmt es
bereitwillig entgegen. Legen unsere Träume mit ihren wirren und oft
unsinnigsten Bildern, die wir dennoch vollständig miterleben, nicht Zeugnis
davon ab? Was ist es anders mit den wunderlichen Begebenheiten, die
wir unter der Einwirkung von Suggestionen, ob in Hypnose oder im Wachzustande
, auftreten sehen? Da wird Essig als Himbeerlimonade, gewöhnliches
Leitungswasser als Branntwein genossen, so daß der Suggerierte
richtig betrunken ist, nur weil sein Unterbewußtsein es sich so hat einreden
lassen. —

Diese Leichtgläubigkeit des Unterbewußtseins machen wir uns zunutze
, wenn wir Coueismus betreiben wollen. Wir reden dem Unterbewußtsein
einfach ein, was uns beliebt. Das Unterbewußtsein glaubt alles
und macht alles wahr, ob es nun unser Empfindungs- oder Geistesleben
betrifft oder aber unsere Organe, ihre Funktion und Handlung. Denn


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