Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 309
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1926/0313
schätzt. Das Unbewußte ist das eigentlich reale Psychische." — Nach
all dem bisher Gesagten muß sich die Überzeugung einstellen, daß das
Unbewußte, das Geistige, oder die Seele, oder wie man
immer es nennen mag, jede organisierende, jede schöpferische
und bildende Arbeit im Organismus leistet.
Jede organisierende Kraft ist im Grunde Magie (siehe du Prel, „Magie
als Naturwissenschaft"). Es ist natürlich selbstverständlich und nur
folgerichtig, daß man bei dem erkannten Einfluß des Traumes auf
die Entstehung von Krankheiten auch eine ebenso bedeutende mögliche
Heilung durch den Traum anerkennen muß. Ich schrieb an früherer Stelle,
daß jeder Traum in irgendeiner Form und in irgendeiner Hinsicht
ein Wunschtraum ist. Nun ist der Wunsch immer ein Sehnen und
Erstreben der Ergänzung seiner selbst. Und die Ergänzung seiner selbst
ist doch bei einem kranken Menschen immer die Gesundheit. So ist das
Wunschleben und das Vorstellungsleben des Kranken auf das gerichtet,
was er nicht hat. Es leuchtet doch jedem ein, daß diese geistige Einstellung
durchaus auf den Traum abfärben muß. Es ist natürlich nicht
gesagt, daß er damit auch schon gesund ist. Aber wenn sich die traumhafte
Einstellung und Vorstellung immer mehr steigert, so kann eines
Tages doch eine plötzliche Genesung eintreten. Wir finden eine recht
lehrreiche Krankengeschichte in der „Bibliotheque Diabolique". Schwester
Jeanne des Anges, die besessene Oberin im Kloster zu Loudne, hatte
eine Brustfellentzündung; man erwartete ihren Tod und versah sie mit
der letzten Ölung. Sie verfiel in äußerste Schwäche und schlief ein.
Im Traum sah sie den heiligen Joseph in übermenschlicher Majestät,
der ihr die Hände auf die Stelle ihrer Schmerzen legte und sie mit
einer Salbe einrieb. Als sie erwachte, verkündete sie ihre Heilung,
kleidete sich an und ging in die Kirche, um Gott zu danken.

In den „Acta sancta" wird von einer Klosterfrau berichtet, die
eine Luxation des Kniegelenks hatte und die nach Anbetung und Anrufen
der heiligen Katharina von Bologna im Traum von der Heiligen
gesegnet wurde und beim Erwachen geheilt war. Dieser Bericht ist
eine anschauliche Ausführung der alten Anschauung, daß Gedanken,
die aus dem Wachzustand in den Schlafzustand und dann in den Traum
übernommen und hinübergerettet werden, Wahrträume erzeugen bezw.
Wahr träume sind. Umgekehrt ist natürlich von ebenderselben Bedeutun g
die Fähigkeit, das klare Traumbewußtsein in das Tagesbewußtsein überzunehmen
. Diese besondere Bedeutung des Vorstellungslebens vor dem
Schlaf findet eine Parallele in dem schon früher erwähnten besonderen
Wert der Vorstellungs- und Gedankenwelt vor dem Tode. So schrieb
der Mystiker Eckehard: „Die Vorstellungen der Seele wirken kräftiger
auf den Leib als der Arzt und seine Arzneien."


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