Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 310
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1926/0314
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Wenn ein Fienus feststellt, daß man durch die Einbildung alle
Krankheiten erzeugen kann, so ist es natürlich umgekehrt ebenso möglich,
alle Krankheiten zu heilen durch die Einbildung. Wir können jedenfalls
sagen, daß theoretisch ein derartiger Vorgang durchaus möglich
wäre. In der Praxis würde man allerdings einige recht erhebliche Schwierigkeiten
feststellen können, die die Durchführung einer Heilung alier
Krankheiten durch die Einbildung hindern. Eines der Haupthindernisse
ist zum Beispiel die in den letzten Jahrzehnten herbeigeführte Überschätzung
und Verbreitung einer materialistischen Anschauung. Statt
einer Herzens-, Geistes- und Gefühlsbildung und -Anschauung hat ein
Inteiligenzbtstientuni sich überall Einfluß errungen. Trotzdem hat sich
die Heilung von einigen Krankheiten durch die Einbildung schon sehr
weit wieder verbreitet und eingebürgert. Die sogenannte „Psychotherapie",
d. h. Heilung durch Suggestion, zählt heute wieder einen großen Teil
des Volkes zu ihren Jüngern. Und doch steckt diese Heilart noch in
der Anfangsentwicklung und in den Kinderschuhen.

Wenn wir den Einfluß des Traumes auf das Menschenschicksal
und auf Krankheitserzeugung und Krankheitsheilung aus den vorher
erwähnten Beispielen recht betrachten und erkennen, so eröffnet sich
uns ein ganz neues Gebiet der Suggestiv- oder Psychotherapie. Bisher
wurde fast nur die einfache Beeinflussung "(Suggestion) angewandt, und
das Heilende war stets eine durch die Fremdbeeinfiussung (Frem<f>-
suggestion oft mit Hilfe der Hypnose) angeregte bezw. ausgelöste Selbstbeeinflussung
(SelbstSuggestion). Aus dem Gesagten haben wir erkannt,
daß in gewissem Sinne die Suggestionsanwendung auf einer Einbildung,
auf einer geistigen Beeinflussung beruht und begründet ist in der Imagination
<{ und der Phantasie. Verdoppeln wir nun den Einfluß auf das
Geistige, indem wir nicht nur die Idee anregen, daß der Kranke gesund
wird und gesund ist, sondern beeinflussen wir ihn zudem, daß er ständig
von seiner Gesundung und Genesung träumt. Setzen wir den Traum
als Unterstützungsmittel mit in die Rechnung, und die Erfolge und
das Ansehen der „Geistheilung" (Psychotherapie) werden um ein Beträchtliches
steigen. Schon Dr. du Prel hatte dies erkannt und schrieb:
,,Da nun die Macht der Phantasie gerade im Traum sich in ihrer ganzen
Reinheit zeigt, am freiesten waltet und durch keinerlei Verstandeseinwürfe
zerstört wird, sollten die Ärzte bestrebt sein, diesen magisch wirkenden
Heilfaktor auszunützen. Lebhafte, anschauliche Traumbilder müssen
sogar eine intensivere Wirkung äußern als die abstrakte, bildlose Fremdsuggestion
, und posthypnotische Halluzinationen können im Traum leichter
eintreten als im Wachen."

Jeder Erfinder ist, bevor er sein Werk in irdische Form bringt
und gebracht hat, ein Träumer. Phantast wird er von seinen Mitmenschen


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