Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 324
(PDF, 129 MB)
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im Mittelalter beging die katholische Kirche den großen Fehler, naturwissenschaftliche
Erkenntnis autoritär und gewaltsam mit biblischen
Dogmen zu entkräften. Das mußte gegen sie ausfallen, denn kein
religiöser Glaube läßt sich naturwissenschaftlich-logisch belegen. Der
Glaube bedarf aber auch gar keiner solchen Stütze, ja er bricht in seinen
Grundmauern zusammen, wenn man derartige Pölzungen versucht. Kluge
Köpfe haben daher in neuerer Zeit eine ganz andere Taktik eingeschlagen.
Der erste war vielleicht der päpstliche Leibarzt Dr. Lapponi, der ohne Einschränkungen
den naturwissenschaftlichen Okkultismus als berechtigt anerkannte
, indem er ihn nur als das Bestreben kennzeichnete, die Schulwissenschaft
zu erweitern. Auch Pater Abel schlug diesen Weg ein.
Er zeigte sich in der Physik, Chemie, Biologie und anderen exakten Disziplinen
wohl bewandert, warf aber dann die Frage auf, ob diese Wissenschaften
imstande seien, das Wesen aller Kräfte und Erscheinungen aufzudecken
. Sie können es nicht. Denn nach kurzer Zeit endet jede naturwissenschaftliche
Lehre beim metaphysischen Fragezeichen. Die letzten
Daseinsgründe sind verschlossen. Bei einer derartigen Einstellung verwischen
sich bald die Grenzen zwischen Naturwissenschaft und Theologie
. Der einzige Unterschied besteht nur darin, daß die einen die
Unbekannte der Gleichung Weltseele, Allgeist, psychische Kraft usw. usw,
nennen, während die anderen dieses X personifizieren und etwas Göttliches
annehmen.

Pater Bichlmair hat nun — offenbar auf höheren Auftrag —« die
Aufgabe übernommen, die gesamte katholische Geistlichkeit über die
modernsten Auswirkungen des Okkultismus genau zu informieren und
ein einheitliches Vorgehen in die Wege zu leiten. Er widmete sich der
Sache voll und ganz, wie der Schreiber dieser Zeilen bezeugen kann, der
geraume Zeit mit dem Prediger sozusagen als Instruktor arbeitete. Die
Frucht seiner Studien hat Bichlmair nunmehr in einem vom Jesuitenorden
approbierten Buche „Okkultisums und Seelsorge" niedergelegt (Verlagsanstalt
Tyrolia, Innsbruck). Der Autor beginnt sein lesenswertes Werk
mit den Worten: „Der Okkultismus ist heute zu einer geistigen Macht
geworden, die Millionen von Menschen in ihren Bann zieht. Darum darf
der katholische Seelsorger, der ja ein offenes Auge und einen aufgeschlossenen
Sinn für die geistigen Strömungen seiner Zeit haben muß,
daran nicht mehr länger achtlos vorübergehen". Nachdem er dann darauf
hingewiesen, daß geistige Bewegungen gewöhnlich von oben, d. h. von
den Universitäten kommen, um sich in tiefer liegende Bevölkerungsschichten
fortzupflanzen und in den breitesten Volksschichten zu verebben
, nachdem er ausführt, daß die Heimat der okkultistischen Bewegung
im geistigen Mittelstand zu suchen sei, erklärt er: „Gegen eine nüchterne,
objektive Forschung, die sich jeglicher Voreingenommenheit und will-


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