Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 335
(PDF, 129 MB)
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Als Frau E — s Mutter noch ein junges Mädchen war, besuchte, sie
einmal eine Methodistenversammlung in der ihrem Heimatsort Biesingen
zunächst gelegenen Stadt.

Die Versammlung endete spät, die junge Methodistin versäumte den
Zug, den sie sonst zu benützen pflegte, und konnte erst mit dem letzten
Zug nach Hause fahren.

Noch war der Mond nicht aufgegangen. Der Weg war weit und!
führte durch entlegene Felder. Die einsame Wanderin fühlte ein leises
Bangen und suchte sich selbst Mut einzuflößen, indem sie ein frommes
Lied zu singen anfing.

Eine Weile schritt sie so dahin. Da kam der Mond zwischen den Bäumen
des nahen Waldes hervor und plötzlich sah sie — nur wenige Schritte
vor sich — eine merkwürdige Gestalt. Ein Bauer war's. Er schritt rüstig
vorwärts — mit gesenktem Kopf, ohne nach rechts oder links zu sehen.

Schon dies machte ihr einen sonderbaren Eindruck, denn er mußte sie
ja singen gehört haben, und jeder andere an seiner Stelle hätte sich nach
der nächtlichen Sängerin umgedreht. Noch seltsamer aber erschien ihr
seine Tracht, die einem früheren Zeitalter anzugehören schien. So trug
sich doch jetzt kein Mensch mehr!

Und endlich hielt sie es nicht länger aus — sie mußte sein Gesicht
sehen, koste es, was es wolle — mußte ihn sprechen hören! Nur nicht}
diese entsetzliche Ungewißheit: war's ein Freund, der vor ihr ging, oder
ein Feind!

Eilig schritt sie vorwärts, um an seine Seite zu gelangen; zehn —
zwanzig Schritte, dann hatte sie — völlig atemlos — ihr Ziel erreicht.

Und nun wendete er ihr sein Gesicht zu, wie sie es gewollt hatte,
aber er sprach auch jetzt kein Wort.

Auch ihr erstarb der Gruß, den sie ihm bieten wollte, auf den
Lippen, denn in dem ungewissen Dämmerlicht des Mondes glaubte sie
zu erkennen, daß dieses Gesicht völlig leblos schien und keine Augen
hatte.

Warum sie nicht da vonrannte, wie von Furien gehetzt? War sie zu
atemlos oder hielt das Entsetzen sie gebannt? — Ein unnennbares Etwas,
das stärker war als ihr eigener Wille, zwang sie, neben dem unheimlichen
Manne zu gehen — Schritt um Schritt —- eine Strecke, die ihr endlos
schien. Dann sah sie — wenig Schritte vor sich — einen Grenzstein
stehen; das Feld war zu Ende.

Und in der nächsten Sekunde geschah etwas Sonderbares. Ihr
Begleiter verschwand plötzlich spurlos vor ihren Augen, als wäre er in
der Luft zerronnen oder vom Erdboden verschlungen worden. Verstört
blickte sie um sich und erkannte schaudernd die Gegend, in der sie sich
befand.


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