Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 447
(PDF, 129 MB)
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derartige Verschiedenheit in den Fluida der Persönlichkeiten, daß ich diese
noch niemals verwechseln konnte und daß ich öfter nach 5, 10, ja 20
Jahren nach ihrem Besuche bei mir sie an ihren Fluida wiedererkennen
konnte.

Habe ich das Fluidum einer Persönlichkeit erfaßt, so bin ich vollständig
über diejenige, die dieses Fluidum ausstrahlt, unterrichtet. Diese
Tatsache ist leicht verständlich, denn es entströmt dem menschlichen Wesen,
ist ganz durchdrungen von seinem menschlichen Inhalte und strahlt so, in
seiner Essenz selbst, seine Leidenschaften, seinen Charakter, seine Gewohnheiten
, seine Gedanken, seine Wünsche aus, kurz alles, was sein
physisches, moralisches, intellektuelles und selbst 'sein biologisches Wesen
anbetrifft. Aber praktischerweise verliere ich das eigentliche Fluidum
nicht aus dem Auge, um mich besonders an die geheimnisvollen Erscheinungen
zu halten, von welchen dasselbe nur die wirkliche oder künstliche
Vorbereitung und Auslösung ist. Denn vom Augenblicke des Kontaktes
an, den ich mit der Versuchsperson nehme, hat die supranormale Vision
schon ihre Arbeit begonnen und ich bemerke sofort, daß mein geistiger Zustand
nicht mehr der gleiche ist, sondern ich bin in eine Art zweiten Zustand
eingetreten, in welchem ich nicht mehr wie sonst sehe. Ich fühle
eine Verdoppelung der Persönlichkeit in mir, oder ich habe vielmehr das
Gefühl, als wenn sich eine zweite Persönlichkeit der meinigen zugesellt
hätte, wie wenn zwei Einheiten von meinem Körper Besitz ergriffen hätten.
Die ständige Intelligenz, welche gewöhnlich mein Leben leitet, verhält
sich ganz passiv, und neben ihr fühle ich eine zweite Kraft leben und
arbeiten, prompter, leichter, eindringender als die erstere. Während die
zweite Einheit, das Unterbewußtsein, das ungreifbare Wesen, kommt, geht,
arbeitet, sich erregt, verharrt die normale Intelligenz in größter Ruhe und
läßt sich von ersterer eine harmonische Berichterstattung übermitteln.

Was nun am meisten überrascht, ist die blitzschnelle Tätigkeit des
Unterbewußtseins. Dasselbe verwandelt sich, teilt sich, nimmt zu seiner
Tätigkeit db unglaublichsten Formen an. Man könnte annehmen, daß es
sich eine ganze Anzahl Mitarbeiter schaffe, die auf alle möglichen Arten
für es arbeiten. Man möchte sie Detektive, Reporter nennen, welche
in allen Himmelsrichtungen tätig sind, um ihm ihre Informationen mitzuteilen
. Um dies vollbringen zu können, bleibt kein Atom des psychischen
Gebietes, das nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Das ganze Innere der
Persönlichkeit wird aufgewirbelt, ähnlich wie ein Bienenkorb in voller
Arbeit. Ich fühle dann eine Trunkenheit, einen Rausch, als wenn ich unzählige
Gläser Sekt getrunken hätte, und diesen Rausch empfinde ich so
stark, daß ich öfter Zeit und Raum, ja selbst die Gegenstände, die mich
umgeben, vergesse. Dieser Zustand ist uns schon bekannt durch die
Sybillen des Altertums, die erklärten, daß, während sie das Orakel ver-


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