Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 508
(PDF, 129 MB)
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Die Toten aber wissen nichts mehr. Denn ihn Gedächtnis ist vergessen/4
Nebenbei sei bemerkt, daß dies ein paar klassische Stellen gegen die
Narren sind, welche bewußt oder unbewußt jedes Wort der Bibel vom
Heiligen Geist eingegeben sein lassen und nicht zugeben wollen, daß
auch recht viel menschliche Irrtümer in der Bibel zu finden sind.

Die Unsicherheit der Bibel über Jenseitsfragen erstreckt sich sogar auf
die Aussprüche Jesu. Jesus sagt ausdrücklich, daß er Zeit oder Stunde
seiner Wiederkehr nicht wisse, da diese der Vater seiner Macht voi>
behalten habe, Apostelgesch. 1, 6—7. Ja er scheint sogar Irriges über den
Zeitpunkt dieser Wiederkehr ausgesagt zu haben und der Meinung gewesen
zu sein, daß er bald nach seinem Tode zum jüngsten Gericht wiederkehren
werde. Ich führe Markus 9, 1 an: „Wahrlich ich sage euch:
es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie
sehen das Eeich Gottes mit Kraft kommen.a Ähnlich Lukas 9, 27, während
Matthäus 16, 28 gar sagt: „.....bis daß sie des Menschen Solm

kommen sehen in seinem Reiche." Daß sich Jesus in dem Irrtum befunden
zu haben scheint, daß er bald nach seinem Tode zum jüngsten Gericht
wiederkehren werde, geht aus der Hoffnung des Paulus hervor, daß er
diesen Tag noch erleben werde. Erst in dem aus der römischen Gefangenschaft
geschriebenen Philipperbrief hat er diese Hoffnung aufgegeben
.

Wenn die Ansichten der Bibel über das Jenseits völlig verworren
sind, ist es ausgeschlossen, aus ihr eine einheitliche Lehre darüber aufzustellen
. Es ist vielmehr nicht von der Hand zu weisen, daß die Bibel
über das Jenseits keine abschließende Offenbarung gibt. Wenn nun
von anderer Seite Offenbarungen hierüber kommen, welche die Bibel
ergänzen, soll ich diese Offenbarungen nicht dankbar als von Gott gegeben
hinnehmen? Sie als Blendwerk der Hölle abzuweisen ist nur jener
Borniertheit vorbehalten, welche manchen sogenannten Kirchenfrommen
eigen ist.

Die spiritistische Lehre, daß wir Menschen nach unserem Ableben
im Jenseits mit unserer religiös-sittlichen Entwickelung genau da fortfahren
, wo wir mit unserem sogenannten Tode abgebrochen haben? läßt
sich durch die Bibel nicht widerlegen, ja es finden sich in dieser sogar Steilen
, durch die sie sich unmittelbar rechtfertigen läßt. Mittelbar wird sie
dagegen durch den Gesamtgeist der Lehre Jesu und durch sein Vorbild
gestützt.

Jesus verlangt, daß wir sittlich vollkommen werden, wie unser Vater
im Himmel vollkommen ist, Matth. 5, 48. Nur wer vom Streben nach
dieser sittlichen Vollkommenheit, die in selbstlosester Liebe besteht, erfüllt
ist, heißt ein Kind Gottes und geht in das Reich Gottes oder den Himmel
ein. Lehrt der Spiritismus etwas anderes? Ist seine Lehre zu wider-


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