Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 509
(PDF, 129 MB)
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legen, daß das Ziel sittlicher Vollkommenheit nur von Jesus auf Erden erreicht
wurde, die übrigen Menschen dies Ziel aber erst durch lange, lange
Arbeit im Jenseits erreichen? Sie geht nur denen nicht in die dicken
Schädel, welche den Tod Jesu juristisch und Gott als den grausamen alt-
testamentlichen Richtergott auffassen, anstatt den Tod Jesu moralisch zu
werten und in Gott den gütigen, verzeihenden Vater Jesu zu sehen, der
in uns Menschen Geschöpfe seiner Liebe erblickt und nicht Geschöpfe
seiner despotischen Laune, die er willkürlich und grausam quält.

Der künstliche Traum.

Von Josef Dürr.

„Eins ist Weisheit: den Geist zu verstehen
, der alles durch alles regiert4'

Das Traumleben gehört zu den interessantesten psychologischen
Studien. Wir bewundern das rätselhafte Seelenspiel eines Hellsehers
und Psyehometers. Aber unser Traumleben ist kein geringeres Rätsel,
dessen Erforschung ist also sehr wichtig. Im Traume entfesseln sich
unsere geheimsten, nur in Gedanken gehegten Leidenschaften und Neigungen
. Lust und Schmerz, das Ziel heißer Wünsche und alles vorstellbare
Grauen werden im Traume als Wirklichkeit erlebt. Und in der Tat,
es ist die Wirklichkeit des Unterbewußten, der Astralwelt! Unter Ausschaltung
der Kritik des normalen Oberbewußtseins reagiert der gesamte
Sinnen- und Empfindungskomplex auf die Vorstellungswelt des
Unterbewußten.

Ein Traum ist in richtiger Definierung nichts anderes als eine Vorstellung
, deren Realität wir solange behaupten, bis uns eine andere
genauere Vorstellung vom Gegenteil überzeugt. Auch die Vorstellungen
des normalen Oberbewußtseins sind Täuschungen unterworfen, d. h. daß
man zum Beispiel von einem bestimmten Standpunkte ein Objekt falsch
betrachtet. Von unserem Standpunkte aus ist die Vorstellung durchaus
richtig. Ändern wir diesen aber, so bekommen wir bei näherer Betrachtung
erst die richtige Vorstellung.

Das ist bildlich an folgendem Beispiel zu erklären: Wenn ich
von ferne einen Baum betrachte, so scheint er mir vielleicht nicht
dicker wie ein Spazierstock. Wer sich dieser optischen Täuschung
nicht bewußt ist oder dieser Erscheinung zum erstenmale gegenübersteht
, könnte sich von diesem Objekt keine andere Vorstellung machen;
er würde seine Vorstellung als Wirklichkeit steif und fest behaupten.
Wird er nun dem Baume gegenübergestellt, so ist seine Vorstellung die
entgegengesetzte. Der Baum, den er sich nicht stärker wie einen Spazierstock
vorstellte, ist nun so stark, daß er ihn mit Mühe umfassen kann.


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