Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 544
(PDF, 129 MB)
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zweite Glocke vorhanden war, die das Medium etwa in ihren faltenreichen
Kleidern in Vorbereitung hatte, kann ich nicht sagen. Frau Silbert läßt
niemals eine persönliche Untersuchung zu, geschweige denn eine gynäkologische
. Unter dem Tisch hatte jedoch nach Aufnahme der Sitzung niemand
mehr etwas zu suchen.

Allein nun kommt das Bedenklichste. Als die Phänomene nun bei recht
guter, wenn auch blauer Beleuchtung im Gange waren, erklärte plötzlich
Dr. Minibeck, „der Geist verlange jetzt vollständige Finsternis." Ich protestierte
heftig, da das Medium im Trance ja gar nicht in der Lage warj
einen solchen Wunsch auszusprechen, und sagte: „Warum verschlechtern
Sie ganz grundlos die Bedingungen?" Doch das half nichts. Die versammelte
Gesellschaft wollte viel lieber etwas Mystisches erleben, als der Sache
auf den Grund kommen.

Als ich Frau Silbert bat, sich dem Institute während ihrer Wiener
Anwesenheit für kurze Zeit zur Verfügung zu stellen, sagte sie prinzipiell
zu, andern Tages erhielt ich aber von Dr. Minibeck ein Schreiben, in welchem
er erklärte, „nicht die Absicht zu haben Frau Silbert den Herren des
Instituts zur Überprüfung vorzustellen". Erstens hatte ich das Medium
selbst gefragt, zweitens war von „Überprüfung" keine Rede gewesen,
dagegen zeigte sich ganz klar, welche Rechte sich die Medienpächter gegenüber
der unbeeinflußten Wissenschaft herausnehmen. Für das Butterbrot,
das sie den Medien zu eitlen Zwecken gewähren, nehmen sie ihnen jede
Selbständigkeit. Ich muß daher abschließend erklären, daß ich trotz der
höchstwahrscheinlich vorhandenen supranormalen Eigenschaften der Frau
Silbert die Echtheit der Phänomene so lange bezweifle, als sie sich nicht
unserer Kommission stellt, die hunderte von angeblichen Medien unausgesetzt
, leider meist mit negativem Erfolge, zu prüfen hat. Es gibt in Wirklichkeit
wreit mehr Medien als man glaubt, aber die Mehrzahl schämt sich
fast ihrer Fähigkeiten und will von systematischen Untersuchungen nichts
wissen. Die anderen aber, die wenigen, die in der Überzeugung einer
wissenschaftlichen oder oft gar „künstlerischen" Mission nach öffentlicher
Anerkennung streben, dürfen sich nicht zu Zirkuspferden degradieren
lassen. Frau Silbert sagt oft, sie sei ja kein „Berufsmedium", womit sie
wohl meint, daß sie nicht für Geld auftrete (wobei ich nur nebenbei erwähne
, daß sie jeden Nachmittag spiritistischen Kunden Ordination gewährt
, ob für Geld, weiß ich nicht), aber es ist schon einmal so: wer eine}
neue wissenschaftliche, künstlerische oder politische These aufstellt, muß
sich jedem berufenen Kritiker oder Fachmann zur Verfügung stellen, sonst
läuft er Gefahr, daß die letzteren aus dem Auskneifen berechtigte Schlüsse
ziehen. Frau Silbert hat sich bis heute „ihre Leute" genau ausgesucht, und
das macht sie verdächtig.


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