Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
20.1926/27
Seite: 567
(PDF, 129 MB)
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horchten und ließen uns beiderseits der Tür auf die dort befindlichen
Sitzkissen nieder.

„Was immer auch Sie sehen, rühren Sie sich nicht eher von Ihren
Plätzen, bis ich Sie hierzu auffordere", sprach der Alte. Er ließ den
Bosenkranz, Gebete murmelnd, durch seine schlanken Finger gleiten.
Ich betrachtete ihn aufmerksam, um mir über jede eventuelle Täuschung
Eechenschaft geben zu können. Trotzdem wurde ich gewahr, daß der
Alte nicht mehr an der ursprünglichen Stelle, sondern ein beträchtliches
Stück hinter der Mitte des Teppichs stand, obwohl ich nicht die geringste
Bewegung an ihm konstatieren konnte. Er stand starr und bewegungslos.
Dennoch entglitt er meiner Beobachtung, denn einige Momente später befand
er sich bereits knapp an der uns gegenüber befindlichen Wand. Ich
rieb mir die Augen und überzeugte mich, daß ich ganz wach sei. Da
sah ich, daß ihn die Wand in sich aufnahm, förmlich aufsaugte, und nach
einer weiteren Sekunde war eu spurlos verschwunden.

„Wo ist der Alte?" rief ich meinen Freund an. — „Ich seh' ihn
auch nicht mehr!" antwortete er mir. Mein Blick durchsuchte den leeren
Raum, bis er auf die Stelle fiel, wo der Fakir anfangs stand. Da —'
ein Blendwerk: aus der Mitte des Teppichs erhob sich ein kauendes
Dromedar, so hoch, daß es bis zur Decke reichte. Es kam auf mich zu
und ließ sich vor meinen Füßen nieder. Ich berührte es und konnte mich
überzeugen, daß ein wirkliches Kamel vor mir lag« Nach einer Weile
erhob sich das Tier und trottete gegen die weiße Wand, wo es an der gleichen
Stelle verschwand wie der Fakir. Aziz Bei räusperte sich. Als ich zu
ihm hinübersah, deutete ef gegen die Mitte des Teppichs.

Da stand der Alte, als ob er sich gar nicht von der Stelle gerührt
hätte. Er sah uns ernst-ruhig in die Augen und sagte „Itfaddal!" (Bitte!),
uns andeutend, daß wir uns erheben dürfen. Ohne ein Wort über das
Geschehene zu verlieren, begleitete er uns hinaus, sprach einige verbindliche
Worte und setzte sich wieder vor seine Hütte.

Wir fuhren schweigend in die Stadt. Erst als wir auf der Terrasse
des Shepheards-Hotels saßen, fragte mich Mustapha Aziz Bei: „Nun,
Herr Kramer, welche Erklärung haben Sie für das geschaute Wunder?"

Schon während der Fahrt ins Hotel beschäftigte ich mich im Gedanken
intensiv mit dem Experiment des Alten. Ich erwiderte daher
ohne Zögern: „Ich muß Ihnen vorweg bemerken, daß sich der alte
Fakir während unserer Anwesenheit nicht von der Stelle gerührt hat."

„Wir waren doch aber vollkommen wach und konnten kritisch
beobachten!" wandte Aziz Bei ein. — „Dem ist nicht ganz so", erwiderte
ich, „denn kritisch beobachten kann man nur mit vollem Oberbewußtsein
. Der „Zauberer" stellte jedoch durch seine Willenskraft


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