Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
21.1927/28
Seite: 39
(PDF, 130 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Noch nie empfand ich's so in meinem Leben. Leben!---Das ungewohnte
, seltsame Gefühl bei diesem Worte — Leben! Was ist denn ge-
scheh'n!--Die Fäden der Erinnerung sind so wirr, was ist in mir verändert
? --Welch neue Qual steigt langsam auf — noch unbekannt und

......Weh! dieses Dunkel! Nicht nur umgibt es mich, es kommt aus

mir; aus meinem Innersten drängt es heraus und füllt das All, um wiederum
mit seiner ganzen Schwere auf mir Unseligen zu lasten.....

Abschütteln! Dieses Dunkel heben .... Da ich ja doch nicht tot bin . . . .

Warum nicht . . die Augen öffnen.....und wieder „sehen" . . . .

Nein! ich kann es nicht! Ganz plötzlich fühl ich's jetzt .... Meine Augen
sind tot! Nichts in der Welt gibt ihnen das Scheinlicht des Lebens wieder,
nichts, nichts mehr. Und doch! Jetzt, wo die Besinnung ganz zurückgekehrt
erkenn ich alles, was mich hier umgibt. Ich seh es deutlich, durch all das

Dunkel, mit den toten Augen.....Nein! nein! die Ohren sind es nicht!

S'ist etwas anderes! Das Etwas weilet über mir, es sieht und hört, empfindet
alles, empfindet es nur schärfer, als ich zuvor empfand.

Unseliges Dunkel! und dennoch kann ich's sehen---wie sie den

Körper heben, dort auf's Bett ihn legen, die Hände falten, des Erlösers
Kreuz .... Nicht nur das Flüstern höre ich recht gut — selbst die
Gedanken, die unausgesprochenen, umflattern mich gleich Nebelbildern,
und alles Andere beherrschend steigt nach und nach die mächtigste Erkenntnis
aus meinem Innern auf: Nicht dieser leblose Körper ist es, der

empfindet, sondern ein Anderes---und dieses Andere — ist meine

Seele. — — — Ist dieses Bewußtsein denn kein Trost? kein Glück?
— — — Ist es das Dunk©!, das mich ängstlich macht? das muß ja
schwinden! Nein. Das ist es nicht! 's ist melhr als Angst! Die Ahnung
eines Entsetzens. ,Noch kann ich es nicht fassen, doch ich fühle schon:
mit der Erkenntnis kann es nicht entschwinden; nur wachsen kann
es, wachsen, weit über alles irdisch Faßbare hinaus. Auch dieses Entsetzen
liegt in mir, über mir, wie dieses nicht zu bannende Dunkel.

Ich hibe eine Seele! und diese Seele ist unsterblich. Hinaufschwingen
wird sie sich — in die leuchtende Ewigkeit! Oh! Freude!
Freude! Nein! — — Angst! Unbezwingbare, folternde, jedes andere
Gefühl vernichtende Angst! Ich weiß es--ich fühle es: etwas Entsetzliches
harret mein. Ich1 will es kennen! in seiner ganzen, überwältigenden
Größe, — —> Gewißheit;

Oh Seligkeit der Tage, wo ich der Angst noch einen Namen zu
geben vermochte, wo ich zittern konnte und hören, wie im Fieberfrost die
Zähne aneinander schlugen! Mit weitaufgerissenen Augen das Schreckliche
anstarren durfte, das mich bedrohte!--— Still muß ich liegen,

regungslos, wehrlose Beute, dem namenlosen Entsetzen preisgegeben . . .
und es wächst! es wächst! In dem mich fürchterlich umgebenden Dunkel


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