Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
21.1927/28
Seite: 56
(PDF, 130 MB)
Bibliographische Information
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hinunter, als er mich fing und festhielt, darauf bestehend, daß ich ruhig
sein sollte.

„Wie kann ich ruhig sein, wenn du alle ertrinken lassen willst? Laß
mich gehen! Vater! Vater!" stöhnte ich und rang erneut, mich zu befreien
. Dann duckte ich mich nieder und verbarg mein Gesicht gegen seinen
Arm, denn das fremde Schiff drohte dicht über unserem Bug, seine weißen
Segel schimmerten rosigrot in dem Licht der untergehenden Sonne. Auf
dem Deck des fremden Schiffes lehnte ein Mann mit verschränkten
Armen gegen das Bollwerk, das Näherkommen unseres Fahrzeuges beobachtend
. Alles dies sah ich, mit einem kurzen Blick, den ich tat, ehe ich
mein Gesicht verbarg. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen. Mein
Herz stand still, während ich den unvermeidlichen Zusammenstoß erwartete
. . . . !

Der Zusammenstoß ließ lange auf sich warten. Ich wagte endlich meine
Augen aufzuheben. Das Schiff war verschwunden. Die Erleichterung *war
so groß, daß ein Schluchzen mich fast erstickte, und die Tränen anfingen
über meine Wangen zu stürmen. „Wo ist es ? Weichten Weg hat es genommen ?'4
stammelte ich, als ich endlich Worte finden konnte.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst" antwortete der Leutnant, „es war
kein Schiff uns nahe. Glaubst du, ich hätte es nicht gesehen, wenn eins
dagewesen wäre?" Ich stand auf und blickte unruhig zurück. Da, in unserer
Schiffsbahn war das Schiff mit stolz ausgebreiteten Segeln. Ich sah jedes
Seil von dem Takelwerk und bemerkte, daß die Segel dieses Mal zwischen
der sinkenden Sonne und mir nicht rosigrot wie zuvor waren, als der rote
Schein voll auf ihnen lag, sondern grau. Ich sah, wie sich die Mannschaft
auf dem Decke umherbewegte, ich sah die Wimpel an der Spitze des
Flaggenmastes. Das Fahrzeug schien nicht 50 Fuß von uns entfernt zu sein,
aber die Entfernung nahm sehr schnell zu. Es war mir ganz klar, daß wir
in irgendeiner Weise durcheinander hindurch gegangen waren
und nun jedes von uns seinen eigenen Weg weiter eilte.

„Kannst du es jetzt noch nicht sehen?" fragte ich, indem ich auf das
sich entfernende Schiff zeigte.

„Ich kann es nicht sehen," antwortete er kurz.

Die Schärfe seines Tones und die Reaktion der gewaltigen Aufregung,
die ich durchgemacht hatte, waren zuviel für mich, und ich gab mich
meinen Tränen und Schluchzen hin und wollte mich nicht trösten lassen,
trotz all den beruhigenden Worten meines Freundes. Ich fühlte mich
schrecklich ermüdet und zitterte. Die Tränen flössen, obgleich ich versuchte
, sie zurückzuhalten, bis endlich Leutnant N. mir riet, in meine
Kajüte zu gehen und zu ruhen, indem er hinzufügte: „Aber wecke deinen
Papa nicht und erzähle ihm nichts von dem, was dich erschreckt oder was
du gesehen hast!"


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