Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
21.1927/28
Seite: 105
(PDF, 130 MB)
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berühmte Verstorbene aus und bemühen sich, ein überlegenes Wissen vor
zuspiegeln. Es kann sie ja kein Irdischer zur Rechenschaft ziehen. Dis
Bewunderung, der Respekt, die Sympathie, die die Zirkelteilnehmer ihnen
als diesen Verstorbenen entgegenbringen, tun ihnen wohl, wie uns ein hol«
der Duft, eine wohllautende Stimme oder ein sehr herzliches Entgegenkommen
. Denn die Empfänglichkeit für psychische Strömungen ist ja
bei den Geistern außerordentlich gesteigert, so daß auch Ablehnung
viel stärker von ihnen als von uns im Körper Lebenden gespürt wird.

Spricht nun ein solcher angeblicher Staatsmann über die gegenwärtige
Politik, ein solcher Dichter über Kunst und macht gar Verse, so wird
etwas Banales herauskommen. Ist aber, das ist das Zweite, wirklich jemand
identifiziert, der als Mensch geistig hoch stand, so kann doch nicht ohne
weiteres erwartet werden, daß er noch auf seinem Sondergebiet das
Zeitgemäßeste zu sagen weiß. Denn er hat mutmaßlich die irdischen Ereignisse
, auf die er kaum Einfluß nehmen kann und die für ihn bedeutungsloser
geworden sind, wenig-oder gar nicht verfolgt, ist also auch nicht in der
Lc°ge, kluge Urteile über sie zu fällen. Ein Dichter wird auch nicht
gleich etwas improvisieren können, ganz abgesehen davon, daß gerade
die Wiedergabe von künstlerischen Feinheiten wie auch die Erörterung
von mehr abseits liegenden Stoffgebieten durch die meist wenig gebildeten
Medien besondere Schwierigkeiten macht.

Doch, ungeachtet aller dieser Erschwernisse, die die Animisten viel
zu wenig berücksichtigen, ist es auch hier bisweilen gelungen, Botschaften
zu erhalten, die den Mitteiler auf der alten geistigen und künstlerischen
Höhe zeigten.

Bekannt ist, daß Dickens mit Hilfe eines völlig passiven amerikanischen
Mediums nach seinem Tode den angefangenen Roman „Erwin
Drood" so vollendete, daß Kenner nicht- feststellen konnten, wo er bei
Lebzeiten aufgehört und nach dem Tode fortgefahren hatte. — Durch
das Medium Mansveldt, einen Handwerker, der erst in den Vierzigern
mit dem Spiritismus bekannt wurde, haben eine Reihe bedeutender verstorbener
flämischer, holländischer und französischer Maler Bilder mit
farbigen Stiften ausführen lassen, die sie als noch im Vollbesitz ihres
Könnens erweisen. Berühmt geworden sind weiter die in Oscar Wildes
Handschrift und Stil von dem Medium Mrs. Leonhard nach Wildes
Tode gelieferten automatischen Schriften, die übrigens zeigen, daß Wilde
noch nach seinem Tode die literarische Bewegung verfolgt hat. Er
hat sich also zunächst nicht jenseitigen Aufgaben und Zielen zugewandt.

Sehr groß ist die Zahl der Kommunikationen von verstorbenen An-
gehörigen, die durchaus verständig sind und Ratschläge enthalten, deren
Befolgung den Beratenen Vorteil und Nutzen brachte. Zu behaupten, daß
die Geisterbotschaften nur Betrug, Albernheiten, Banalitäten und Familien-


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