Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
21.1927/28
Seite: 175
(PDF, 130 MB)
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Farbe, ihre Form oder sonstige sinnfällige Eigentümlichkeiten die Aufmerksamkeit
in besonderer Weise auf sich zogen. Somit ist es auch
nicht verwunderlich, daß die in unseren Gegenden weitverbreitete
Brennessel, welche bei zufälliger Berührung einen heftig brennenden
Schmerz erzeugt, in der volkstümlichen Medizin in mannigfacher
Weise verwendet und zu mancherlei Quacksalbereien und abergläubischen
Prozeduren gebraucht wurde.

Die Nesseln, wovon es in den gemäßigten Zonen beider Erdhälften
etwa dreißig Arten gibt, sind Unkräuter aus der Familie der
Urticaceen mit gesägten oder gezähnten Blättern, die mit Brennhaaren
besetzt sind. Diese Brennhaare besitzen eine glasartige Spitze, die
bei Berührung mit der Haut leicht abbricht und die letztere ritzt, wobei
ein heftig brennender Saft aus der Haarzelle in die Wunde fließt.

Für die volkstümliche Medizin sind besonders die große und die
kleine Brennessel von Bedeutung. Die große Brennessel (Urtica
dioica L.) wird bis über 1 Meter hoch, ist weit verbreitet und bedeckt
oft große Strecken; sie hat länglich herzförmige, grobgesägte Blätter
und hängende Blütenrispen. Die kleine Brennessel (Urtica ureus L.)
wird 20 - 30 cm hoch und ist ebenfalls weit verbreitet; sie besitzt
elliptisch eirunde,eingeschnitten gesägte Blätter und auf rech teBlütenrispen

Die Brennessel wTurde seit Alters her zu mannigfachen medizinischen
Zwecken verwendet. Bereits Galen und Dioskurides haben
ihrer Erwähnung getan. Galen berichtet, daß der Samen und besonders
die Blätter der Brennessel aufweichend wirken und daher Pusteln
und Ausschläge heilen. Dioskurides*) unterscheidet die kleine Brennnessel
und die Pillennessel (Urtica pilulifera L.) und empfiehlt die
Blätter beider, zusammen mit Salz, als Umschlag bei Hundebiß, Gangrän
, bösartigen Geschwüren, Skrofeln, Drüseneiterung an den Ohren
und am Hals, sowie bei Schanker. Für Milzleiden werden die Brenn-
nesseln mit Wachs zu einer Salbe verarbeitet.

Die Brennessel enthält ein Glucosid, und namentlich in den
Brennhaaren Ameisensäure und ein Ferment. Aus diesem Glucosid
wird nach dem französischen Arzneibuch ein Haemostaticum hergestellt2
). Die beiden letzten Substanzen wirken hautreizend und daher
blutstauend. Hieraus erklärt sich die mannigfache Verwendung der
Brennessel zur Blutstillung.

In der Anwendungsweise der Volksheilmittel ist stets als das
Primäre eine erfahrungsmäßig ermittelte Wirksamkeit infolge chemisch
nachweisbarer Agentien zu erkennen, die von irrigen Vorstellungen

*) Dioskurides: Arzneimittellehre, übersetzt von Prof. Dr. J. Berendes, Stuttgart
1902.

2) Larousse Medical, S. 831.


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