Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
21.1927/28
Seite: 176
(PDF, 130 MB)
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zufolge eines naiven Analogieschlusses überwuchert wurde. So ist es
auch inbetreff der mannigfachen Verwendung der Brennessel in der
Volksmedizin der Fall.

Bei Nasenbluten und hartnäckigem Schnupfen empfiehlt Dios-
kurides, die Blätter der Brennessel zu zerquetschen und den Saft in
die Nase einzuführen.

Bei den Slowaken ist es üblich - berichtet Pfarrer Josef Holubyl) -
zerstoßene Brennesseln auf Schnittwunden zu legen, nachdem die
Wunde mit dem Absud von Agrimoniakraut gewaschen wurde. Wegen
dieser blutstauenden Wirkung werden die Brennesseln mancherorts
auch gegen Hämorrhoiden verwendet.

Offizineil ist eine Infusion von 10 gr. Brennesseln auf ein Liter
Wasser als adstringierendes und leicht haemostatisches Mittel noch
heute in Frankreich gebräuchlich, wie auch der Saft oder Extrakt
dieses Krautes als ableitendes Hautreizmittel verwendet wird.

Wegen ihrer hautreizenden Wirkung wurden die Brennesseln
seit Alters her zur Linderung von neuralgischen und rheumatischen
Schmerzen verwendet. Celsus2) empfiehlt bei Nervenschmerzen eine
Salbe, die aus Fett, Bilsenkrautsamen und Brennesselsamen besteht.

Bei rheumatischen oder gichtigen Leiden, sowie bei Gelenkentzündungen
und Lähmungen ist vielfach ein Nesselumschlag oder das
Bepeitschen mit Brennesseln üblich. Diese Prozedur erinnert an den
sogenannten „Lebenswecker" des Mechanikers Karl Baunscheidt (aus
Endenich bei Bonn), welcher aus dreißig feinen Nadelspitzen besteht,
wodurch schmerzlos eine große Anzahl winziger Stiche in die Oberhaut
ausgeführt wird, wonach dieselbe mit Crotoncl (oder Oleum
Baunscheidtii) eingerieben wird, um durch einen heftigen Hautreiz
die Krankheitsstoffe abzuleiten und auszustoßen.

Eine bei den Slowaken sehr beliebte Salbe gegen Gichtschmerzen
soll, gemäß den Angaben des Pfarrers Holuby, hergestellt werden,
indem man Brennesseln mit grünen Wachholderbeeren zerstößt und
mit Schafbutter schmort. Auch ist es vielfach üblich, mit getrockneten
kleinen Nesseln angeschwollene Körperteile zu beräuchern.

Es ist für die Volksheilmittel fast immer und überall bezeichnend,
daß wirksame und anfangs rein äußerlich angewendete Mittel im Laufe
der Zeit innerlich gegeben werden. Dieser Vorgang ist psychologisch
leicht verständlich und ist auch inbetreff der hier besprochenen Pflanze
nachweisbar.

x) Pfarrer Josef Holuby. Originalbeiträge zur slowakischen Volksmedizin.
2) Celsus. De medicma libri octo. Leipzig 1859- - Über die Arzneiwissenschaft
. Verdeutscht von Scheller-Frisbois. Braunsen vveig 1906.


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