Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
21.1927/28
Seite: 419
(PDF, 130 MB)
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Bei unseren Betrachtungen landet man jedoch an einem wunden
Punkt, denn mit der Zeichendeuterei als solche zeigen sich recht
bedenkliche Umstände* Sie entpuppt sich als ein gefährliches Spiel
mit Äußerlichkeiten; sie gestaltet sich als eine nüchterne und mechanische
Aufzählung und Aufreihung von Charaktereigenschaften,
gleitet an den einfachsten Gesetzen der Psychologie vorüber, ohne
sie zu tangieren, und es bleibt nicht viel mehr übrig als eine konfuse
Zusammenstellung, welche gewöhnlich als „verfehlte Machenschaft
einer armseligen Prinzipienreiterei" mit Recht anzusprechen
ist Daß aber die Handschrift eines jeden Menschen in ihrer Gesamtheit
als ein rhythmisches Gefüge individueller Art anzusehen
ist und in diesem Sinne erkannt und gewürdigt werden muß,
wissen die Wenigsten»

Hier beginnen die Erkenntnis und die Erfahrung Platz zu greifen
, daß die Entzifferung des menschlichen Charakters usw. aus
der Handschrift eine Kunstfertigkeit bedeutet, eine Kunst vergegenwärtigt
, die sich aus natürlicher Begabung hierfür entfaltet
und nicht mechanisch angelernt werden kann.

Ein tiefes seelisches Empfinden, ein äußerst feinfühlendes Erfassen
und ein objektives Urteilsvermögen sind die Bedingungen,
welche die psychischen, physiologischen und pathologischen Einflüsse
abwägen und auf ihnen aufzubauen vermögen. Diese Disziplinen
krystallisieren den Innenwert einer Person, treten in einer
nuancierten Ausdrucks weise in der Schrift jeweilig zu Tage
aber niemals anders als im Gesamtausdruck und nicht in Einzelzeichen
usw. — und kennzeichnen die Wege und Richtlinien, die
eine Festlegung des Charakterbildes erfordert

Hierbei ist aber auch das Sexualleben von einschneidender Bedeutung
, es gibt der Bewertung eines Charakterbildes vielfach
eine ganz andere Wendung. Dafür sprechen, um aus dem Alltagsleben
zu berichten und mit praktischen Erfahrungen zu dienen, die
Tatsachen, daß man sich über eine Person „täuschen" kann, daß
man durch deren sicheres, selbstbewußtes Auftreten, durch Blick,
Sprache, Schrift usw. sich irreführen ließ, während bei Inanspruchnahme
der Fähigkeiten das nicht in dem Maße einzutreten vermochte
, was man als sicher erwartet hatte.

Und auch hierüber soll die Graphologie versiert sein!

Man mag nun über diese Andeutungen denken wie man will:
Zu widersprechen ist im allgemeinen den Vorurteilen über die
Graphologie und ihre Vertreter nicht; tiefgründige, angeborene
Ku n st Veranlagung ist nur Wenigen beschieden, und die sie ausüben,
haben in der Regel den geringsten Nutzen davon, denn diesen
schöpfen „klügere Köpfe" ab.

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