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Wunder des Lebens.
Von Karl Kern,
Es gibt ein seltsames Buch von Duchatel und Warcollier „Wunder
des Lebens" (Les miracles de la volonte, Paris, Durville),
dessen Wert trotz mancher anfechtbarer Theorien in der Oberfülle
von Tatsachen besteht, die die eifrigen Forscher zusammengestellt
haben. Und alle Beispiele zeugen von der heute wohl fast unbestrittenen
Wahrheit, daß in dem menschlichen Organismus eine
derart starke „geistige" Energie enthalten ist, daß diese, wenn sie
bewußt oder unbewußt ausgelöst wird, die stärksten Wirkungen
hervorrufen kann.
Aus der neueren Zeit wird eine Beobachtung des Professors
Charles Richet angeführt, wie eine Mutter die Gefahr bemerkt, daß
ihr spielendes Kind durch eine scharfgezähnte Äufhängestange des
Herdkessels am Kopf und Hals verletzt werden könnte. Der Schrek-
ken packte die Mutter derart, sie sieht im Geiste die Folgen, daß
sich an ihrem Halse ein stark hervortretender geröteter Streif
bildet, der erst nach vielen Stunden verschwindet Es ist das ein
Fall von durch Erregung hervorgerufenen Dermagraphismus, der
an sich durchaus nichts Alltägliches darstellt
In den letzten Monaten hörte man viel von der „Stigmatisierten
von Konnersreuth'*, einer einfachen Bauerntochter namens Therese
Neumann, Ihr außergewöhnlicher Zustand besteht darin, daß sich
Karfreitag an ihren Händen und Füßen, sowie an der Brust blutunterlaufene
Stellen bilden, die etwa den Wundmalen Christi nach
den Berichten der Bibel gleichen, daß ähnliche Stellen auch ihre
Augen umgeben und daß das Mädchen von Donnerstag bis Freitag
jeder Woche in einen ekstatischen Schlaf versinkt, in welchem es
das Gefühl wahnsinniger Schmerzen zu erkennen gibt und an Brust
und Augen stark blutet Die Neumann ist bereits von mehreren
Ärzten und Universitätsprofessoren untersucht worden, die den
Eindruck gewonnen haben, daß das Mädchen das ganze Leiden
Christi von der Todesangst bis zur Kreuzigung durchlebt und daß
dieses Mitgefühl sich an ihrem Körper in Gestalt der Wundmale
Ausdruck verschafft
Wir lernen aus beiden Beispielen, daß in einem besonderen
Zustand der Erregung die Energiemassen des Geistes freigemacht
werden und im Sinne der Erregung auf das Körperliche einwirken.
Daß das Umgekehrte auch der Fall sein kann, daß durch die Unterdrückung
einer Erregung bezw. durch eine gegenwirkende Erregung
körperliche Veränderungen beseitigt werden können, mag
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