Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 103
(PDF, 142 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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jeden Andersgerichteten wie auf einen „Kurpfuscher" herab. Endlich
erstand in ihren eigenen Reihen, den niemand den Vorwurf
machen konnte, mit den Anschauungen und Methoden der alten
Heilweise nicht vertraut zu sein. Als mutigen und vorurteilslosen,
elastischen, nicht vorzeitig geistig verkalkten Forscher zeigte sich
der Berliner Professor Dr. Bier, als er es wagte, an jenem alten
medizinischen Schuldogma zu rütteln, in ihm ein Problem zu sehen
und den entgegengesetzten Heilweg der Homöopathie ernster Nach*
Prüfung für werf erachtete. Gerade die gegenwärtige Krisis innerhalb
der Heilkunde ist in ihrer Weise ein lehrreiches Kapitel der
Spannung zwischen alten und neuen Lehren. Sie führte teils zu
einer vielfachen Revision des Alten und ließ zugleich in anderer
Hinsicht gerade die Rückkehr zu noch älteren heilkundlichen Wegen
als Förderung eines im doppelten Sinne „neuen Geistes" erscheinen*
Zu schweigen davon, daß sich innerhalb des heutigen Mediumismus
geradezu eine „okkulte Medizin", teilweise in der Richtung des
alten, aber vielleicht in vieler Hinsicht ewig jungen Paracelsus zu
regen begann.

Die an einigen Beispielen aus der Geschichte der Erkenntnis
aufgedeckte Spannung zwischen Altem und Neuem berechtigt geradezu
, von einem Existenzkampf werdender Wissenschaften
zu sprechen. Die okkulten Gebiete stellen in dieser Beziehung
einen Sonderfall dar. Als philosophisches Problem kommen
sie zunächst insofern in Betracht, als auch sie den lebendigen
Sinn für die Problematik der Wirklichkeit als eine allgemeine methodische
und charakterologische. Geisfeshalfung erlangen. Diese
Haltung ist mit gutem Grunde eine philosophische zu nennen. Sie
bildet einen wichtigen Bestandteil dessen, was man die philosophische
Kultur eines Menschen nennen kann. Denn offensichtlich
ist es eine Wesensangelegenheit von grundlegenderer Bedeutsamkeit
, ein Hauptkapitel der Lehre von den letzten Dingen,
folglich der Philosophie in dem zu Eingang dieses Aufsatzes bestimmten
Sinne, ob und in welchem Ausmaße ein Mensch befähigt
und geneigt ist, die eigene rechtversfandene Voraussetzungslosig-
keit höchstmöglicher Unbefangenheit gegenüber der gesamten Erscheinungswelt
, vor allem gegenüber ungewohnten neuen Eindrük-
ken, in sein Bewußtsein aufzunehmen und in seinem theoretischen
wie praktischen Verhalfen zu erfüllen. Jedes starre Verweilen bei
liebgewordenen Meinungen, jedes Verstricktsein in Sie vielfach
trügerischen Bande des Zeitgeistes, der „Mode", die auch im Bereiche
des Erkennens ihre Opfer fordert, bedeutet nicht nur einen
eigenartigen fragwürdigen Charakterzug, sondern zugleich auch


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