Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 108
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
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Instrument, das durch vollständige Ausschaltung aller Nebeneindrücke
und durch präziseste Farbeneinstellung eine absolut sichere
Feststellung des Farbenunterscheidungsvermögens ermöglicht, aber
wurde ausgesprochene Rot-Grün-Blindheit festgestellt. Bei der
Beschreibung hellgesehener Bilder trat dieser Mangel zutage, weil
hier — analog wie beim Anomaloskop — jene Momente, wenn nicht
ausgeschaltet, so doch stark abgeschwächt waren, die normalerweise
korrigierend wirken. Das sind in erster Linie Helligkeitsunterschiede
und in zweiter geläufige, scharfe Konturen. So viel
über das Erschauen der Bilder selbst.

Nun muß das Medium die Bilder schildern, und diese Schilderungen
können, wenn sie auch an sich richtig sind, zu ganz falschen
Annahmen führen. Ein hochinteressantes Beispiel: Ein Medium
gab im wesentlichen an: „Ich sehe viele Leute; sie laufen hin und
her; sie sind sehr aufgeregt; es muß etwas geschehen sein — ich
sehe einen tiefen Schacht; an einem Seile hängt ein Mann — es
stürzt etwas herab — ich sehe den Mann nicht mehr." Die nächstliegende
Annahme geht natürlich dahin, daß es sich um ein Unglück
in einem Bergwerk handelt. In Wirklichkeit aber handelte es sich
um einen Brand; der Mann, der am Seile hing, war der Küster, der
die Sturmglocke zog, der Schacht war das Innere des Glockenturmes
. Aus einem Teile der Trümmer der abgestürzten Glocke
waren Erinnerungsringe hergestellt worden, und durch die Betrachtung
eines solchen Ringes wurde das geschilderte Bild ausgelöst.
Wohl zu unterscheiden von der Schilderung des erschauten Bildes

— ich hebe das ganz besonders hervor — ist die Kommentierung
desselben durch das Medium, d. i. die Vorbringung subjektiver
Eindrücke, Ein ganz einfaches Beispiel soll das klar machen. Das
Medium gibt an: „Ich sehe Männer; sie laufen; der größere verfolgt
den kleineren.*' Das tatsächliche Bild — ein gestelltes Experiment

— zeigte lediglich zwei hintereinander laufende Männer, die sich
ebensogut auf gemeinsamer Flucht hätten befinden können. Würde
man sich vorweg an das Wort „verfolgt" klammern, so könnte
dies zu einem schwerwiegenden Irrtum, allenfalls zu einem falschen
Mordverdacht führen.

Zusammengefaßt: Die medialen Schilderungen hellgesehener
Bilder sind Zeugenaussagen; Zeugenaussagen, die aber nicht auf
Grund des Eindruckes der tatsächlichen, grobsfofflichen Situation,
sondern auf Grund des Eindruckes eines feinstoffliehen Abklatsches
gemacht werden. Bei diesen Zeugenaussagen wirken nicht nur dieselben
Fehlerquellen wie bei allen normalen Zeugenaussagen, sondern
auch noch solche, die sich aus Divergenzen zwischen dem Ori-


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