Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 257
(PDF, 142 MB)
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Dieser Volksglaube ist , in gewissen Gegenden aber anscheinend
unausrottbar, denn von Zeit zu Zeit treten neue Fälle derartiger
Leichenschändungen oder Friedhofsentweihungen auf.

Im Jahre 1725 fand im Dorfe Kisolova bei Gradiska ein form-
liehet Aufstand statt Zahlreiche Menschen starben und behaupteten
auf ihrem Totenbett, der bereits vor 10 Wochen verstorbene
Peter Plogojowitz habe sie im Schlafe gewürgt. Infolgedessen
nahm der kaiserliche Provisor in Verbindung mit dem Popen von
Gradiska die Ausgrabung der Leiche vor.8)

Im Jahre 1855 wollte der Pöbel den an der Cholera verstorbenen
Probst von St. Albrecht in Danzig ausgraben, weil er das
rote Vampirmal auf dem Gesicht gehabt habe.9)

Carus Sterne10) beschreibt einen krassen Fall des Vampirglaubens
, der sich im Jahre 1870 in Kantizyno (Westpreußen) zutrug
, und referiert über einen Fall aus dem Jahre 1873, der die
ungarische Gemeindfe Belotrucz betraf. In den Jahren 1870—71
spielten sich übrigens ein halbes Dutzend Vampirprozesse in Westpreußen
, Pommern und Mecklenburg ab.

Im Herbst des Jahres 1880 starb in Abbazzia ein alter Mann,
der zeitlebens im Rufe eines Sonderlings stand. Nach seinem Tode
wurde er mit Zunge, Händen und Füßen mit großen Nägeln an den
Sarg genagelt. Anscheinend blieb diese Prozedur wirkungslos, denn
einige Zeit nachher wurde der Sarg in das Meer versenkt. Die
Täter dieser Leichenschändung blieben unbekannt.11)

In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts starb in
Pommern ein uneheliches, noch nicht ein Jahr altes Kind; kurz
darauf auch seine Mutter. Kaum war diese begraben, als auch
schon ihre Schwester schwer erkrankte. Im Familienrat schloß man
daraus, das uneheliche Kind müsse ein Vampir geworden sein. Auf
Anraten des Großvaters öffneten drei Familienmitglieder nächtlicherweile
das Grab und hackten der kleinen Leiche den Kopf ab.
Die herausquellende ekelerregende Flüssigkeif wurde aufgefangen
und der Todkranken eingeflößt. Da nun diese trotzdem genas,

Nähe von Commercy geboren; gestorben im Jahre 1757 in der Abtei von Senones.
Wegen seiner Gelehrsamkeit und seiner Kommentare der biblischen Schriften
stand Calmet in hohem Ansehen. Die Stadt Commercy hat ihm 1861 ein Denkmal
errichtet.

8) Hovorka-Kronfeld. Vergleichende Volksmedizin. Bd. I. 450.

9) Hovorka-Kronfeld. Vergleichende Volksmedizin. L 428.

10) Carus Sterne. Der Vampirismus im 19. Jahrh.; in Gartenlaube 1873,555 f.

11) Zeitschrift f. osterreich. Volkskunde.

ü«ntralMatt für Okkultismus. XXII, Jahrgang. 17


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