Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 258
(PDF, 142 MB)
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waren natürlich alle davon überzeugt daß das Mittel geholfen
habe, und so kam es, daß die Sache ruchbar wurde.12)

In der ungarischen Gemeinde Nagy-Zarlencz wurde, wie die
„Korrespondenz Hungaria" am 7. November 1902 berichtet, ein
Leichnam ausgegraben und verbrannt, da die Bevölkerung glaubte»
der Tote würde als Vampir sein Unwesen treiben.

Im Jahre 1905 führte der Vampirglaube in der Krim zu einem
eigenartigen Verbrechen. Der Fall war dadurch ganz besonders
tragisch, daß ein Priester, welcher der beabsichtigten Grab- bezw.
Leichenschändung entgegentrat, in das offene Grab gestoßen und
lebendig begraben wurde, weil das erregte Volk meinte, der Geist
des Vampirs wäre auf ihn übergegangen.13)

Der Volksglaube kannte auch mancherlei Mittel, um den Vam-
pii unschädlich zu machen. Diese waren teils physischer, teils
magischer Art. In ihren Grundzügen bleiben sich diese Prozeduren
an allen Orten ziemlich gleich. Kommt z. B. bei den Neu-
griechen ein Verstorbener in den Verdacht, ein Vampir zu sein,
berichtet Andree14), so wird zunächst für die Ruhe seiner Seele
eine Messe gelesen. Hat dies keinen Erfolg, so öffnet man sein
Grab, und falls die Beschaffenheit der Leiche den Verdacht zu bestätigen
scheint, nimmt der anwesende Priester eine Beschwörung
des bösen Geistes vor. Half dies nichts, so riß man früher dem
Toten das Herz aus, hackte es in Stücke und verbrannte hierauf den
Leichnam. Vereinzelt kam auch das Festnageln des Toten vor.

Im allgemeinen wurden die physischen Mittel vom Volke bevorzugt
. Diese bezweckten einesteils, den Vampir zu verhindern,
das Grab zu verlassen, was man durch Festnageln der Leiche oder
durch Legen eines Fischernetzes in den Sarg zu erreichen vermeinte.
Auch glaubte man den Vampir am Blutsaugen verhindern zu können
, indem man ihm den Mund mit Erde oder Ziegelscherben verstopfte
. Anderseits ging man radikaler vor, indem man durch Verstümmelung
der Leiche den Vampir zu vernichten glaubte. Man
trennte den Kopf vom Rumpf, legte ihn zu den Füßen des Leichnams
und schüttete Erde zwischen beide Teile. Dann schlug man
einen Pfahl aus Eichenholz durch das Herz des Toten. Man mußte
jedoch sorgfältig darauf achten, nicht vom Blute des Vampirs bc
spritzt zu werden, sonst mußte man sterben. An manchen Orten
hielt man es für zweckmäßiger, den ausgegrabenen Leichnam ein

12) Bernhardi. Grabschändung aus Aberglauben; im Archiv für Kriminal
anthropologie und Kriminal Statistik, Bd. IV. (1900). § 340 f.

*3) Das politische Volksblatt (Budapest) vom 14. August 1905.
14) cit.


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