Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 305
(PDF, 142 MB)
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und Wahnsinn und einen todesähnlichen Schlaf hervorrief. Die
narkotische Wirkung dieser Pflanze war also Dioskorides genau
bekannt Zu magischen Operationen wurde auch der Samen des
Bilsenkrautes auf offenes Kohlenfeuer odtr auf eine heiße Pfanne
geworfen und die brenzlich riechenden spezifischen Hyoscyamus-
dönste eingeatmet In mittelalterlichen Badehäusern wurden die
Samenkörner auf die Ofenplatte geschüttet, wodurch die badenden
Leute aufgeregt und lustig wurden, wobei das heiße Bad die
narkotische Wirkung unterstützte» Als Berauschungsmittel wurden
die Blatter des Bilsenkrautes gekocht und als Gemüse gegessen.
Die Bilsenkrautsamen wurden auch früher ins Bier gegeben und
zum „Wettermachen" gebraucht (toxische Halluzinationen), In Sibirien
dienen Kraut und Wurzel von Hyoscyamus physaloides noch
heute statt des Opiums als Berauschungsmittel.

Die Empfindung, an dem wilden Treiben des Hexensabbats teilgenommen
zu haben, die der Gebrauch einer mit Bilsenkraut zubereiteten
Hexensalbe hervorrief, erklärt sich aus der Eigenart der
Giftwirkung des Hyoscyamins. Die Homöopathie prüft bekanntlich
die einzelnen Arzneimittel am gesunden Menschen, und nach
dem Grundsatz „Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt*' benutzt
sie dieselben in Verdünnter Form in solchen Fällen, die dem infolge
der betreffenden Substanz erzeugten Krankheitsbild entsprechen,
Dr. med. Jahr,2) welcher die Wirkungen der einzelnen Arzneimittel
besonders gründlich und ausführlich behandelt, empfiehlt Hyos
tu a. gegen folgende Krankheitsformen: die Sucht nächtlicherweile
aus dem Haus zu flüchten; Wahn, vom Teufel besessen zu sein;
die Sucht alles zu verspotten; Perversion aller natürlichen Triebe
und Handlungen; Steigerung der geschlechtlichen Begierden; Lüsternheit
; veitstanzähnliche Zuckungen usw. Diese Symptome, die
Hyoscyamus in massiver Dosis erzeugt, decken sich daher in den
wesentlichen Punkten mit den Halluzinationen vom Hexensabbat.

Stechapfel.

Von jeher haben die Zigeuner den Stechapfel zu ihren berüchtigten
Zauberkünsten benutzt. Man glaubt auch, daß er durch die
Zigeuner überallhin, wo er jetzt als auffälliges Unkraut vorkommt,
aus dem Orient herbeigetragen wurde.

Der Stechapfel (Datura Stramonium), volkstümlich Tollkrauf,
Krötenmelde, Igelskolben genannt, ist in ganz Europa bis Norwegen
verbreitet und wächst an Wegen, auf Schutthaufen in der

2) Dr. med. Jahr. Nouveau Manuel de Medecine Homoeopathique. Paris
1872. Band I, 355.

Zentralblatt für Okknltiraui. XXII. Jahrgang. 20


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