Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 307
(PDF, 142 MB)
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laszive Geschwätzigkeit; Geilheit; Visionen von schreckenerregenden
Gespenstern; rastloses Phantasieren; alle Speisen haben einen
widerlichen Geschmack; Köfperzuckungen wie beim Veitstanz u. a.
ähnliches.

Tollkirsche.

Tollkirsche, vereint mit Bilsenkraut und Stechapfel, haben so
sinnverwirrende Kräfte in sich, daü sie am häufigsten in den Vorschriften
zur Herstellung von Hexensalben anzutreffen sind und
auch deren wirksamste Bestandteile waren. Die auf uns gekommenen
Originalrezepte der Hexensalben lassen es begreiflich erscheinen
, daß die damit bestrichene Unglückliche „einen tiefen natürlichen
Schlaff und unterschiedliche Phantaseyen (hat), darin die
Hext vor lauter Tanzen, Fressen, Sauffen, Musik und dgl. träumt,
also daß sie vermeynet, sie sey geflogen/*3)

Den Alten scheint diese Pflanze unbekannt gewesen zu sein;
sie wird zuerst von deutschen Ärzten und Botanikern des Mittelalters
erwähnt. In Italien soll die Tollkirsche wegen der pupillenerweiternden
Wirkung zu einem Schönheitswasser benutzt worden
sein und davon den Namen Belladonna (= schöne Frau) erhalfen
haben.

Atropa Belladona, volkstümlich gemeine Tollkirsche, Teufelskirsche
, Wolfshut genannt, ist eine der gefährlichsten inländischen
Giftpflanzen. Sie findet sich vorzüglich in Laubwäldern der Gebirgsgegenden
im mittleren und südlichen Europa. Die Früchte
sind kirschenähnliche, glänzend schwarze, sehr saftige, säuerlichsüße
Beeren. Wurzel und Blätter gehören zu den heftigsten narkotischen
Giften und verdanken diese Eigenschaft einem Gehalt von
Atropin, welches sich am reichlichsten in der fade-süßlich, dann
bitter und scharf schmedeenden Wurzel findet. Das käufliche
Atropin wird unmittelbar aus der Belladonnawurzel gewonnen und
ist ein Gemisch von Atropin und dem isomeren Hyoscyamin.

Der Saft der Tollkirsche wird in Galizien zu Liebestränken,
die gewiß nicht harmlos sind, gebraucht. Blätter und Wurzeln
werden von den Slovaken zur „Verstärkung" des Branntweins verwendet
. Auch von den Zigeunern wird die Tollkirsche zu zauberischen
Quacksalbereien mannig fach benutzt.

Die vermeintlichen Sensationen des Hexensabbats sind ohne
weiteres als durch die Tollkirsche verursachte Vergiftungserscheinungen
zu erklären, denn gemäß Dr. Jahr ist Belladonna in der
Homöopathie u. a. gegen folgende Symptome angezeigt: Beschleu-

) Valvaser. Ehre des Herzog rumes Craiti. Laibach 1689.

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