Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 324
(PDF, 142 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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ärztlichen Instrumente jedoch sorgfältig verborgen. Das Geheimnis
meines Klienten wurde aber langsam bekannt, er verlor dadurch
seine Patienten und mußte das Land verlassen.

In Paris selbst kannte ich einen Heiler, der großen Zulauf
hatte. Man kam zu ihm, wie man in einen Tempel geht Er behandelte
nur diejenigen, die ihm gefielen. Diese wurden schon durch
die freudige Erregung, daß er sie heilen wolle, gesünder, als sie es
bei mehrwöchentlicher ärztlicher Behandlung geworden wären.

Seit tausenden von Jahren geht der Kampf zwischen den Ärzten
und Heilern unerbittlich. Schon zur Zeit der Griechen praktizierten
die Priester im Namen der Götter, während die empirische
Medizin sich unter dem Einflüsse von Hippocrates entwickelte und
experimental sein wollte. Warum dieser endlose Kampf zwischen
Männern, die, die einen sowohl wie die andern, sich doch der Linderung
der Krankheit widmen? Wenn die Begabung der Heiler
nichts mystisches hat, aber wirksam ist, warum soll man sie dann
den Händen derer, weiche sie mit Erfolg ausüben, entreißen? Warum
ist die Medizin so alleinherrscherisch, daß sie keine Eingriffe
in ihr Monopol erträgt? Warum sind anderseits die Heiler so eifersüchtig
auf ihre Geheimnisse und so eitel, daß sie keinerlei Kontrolle
ertragen wollen und sich zuweilen in ihrer Unwissenheit
als Schädlinge betätigen? Es wäre weise, wenn der Arzt und der
Heiler zusammen arbeiten würden. Was der eine nicht kann, würde
der andere vielleicht erreichen. Haben nicht gewisse vernünftige
Ärzte begriffen, daß es nützlich sein kann, Kranke nach Lourdes zu
schicken, und daß Kranke, deren Leiden sie ohnmächtig gegenüberstanden
, dort Heilung fanden. Wenn die Diagnose so gestellt ist,
daß kein Zweifel mehr besteht, so wäre es doch richtiger, daß der
Arzt die Heilung demjenigen überläßt, der dafür besser geeignet ist
als er. Es wäre sinnwidrig, wenn er glaubt, dadurch seine Ohnmacht
einzugestehen. Die Zusammenarbeit aller ist vor dem Schmerz
und dem Tode notwendig, und es wäre ein Zeichen von wahrer
Menschlichkeit, wenn man begreifen wollte, daß der Streit um die
ärztliche Schule vor dem Leiden des Nächsten wenig ins Gewicht
fällt!


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