Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 346
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Religionspolemik zu treiben und dabei ein ehrlicher, nicht von
irgendwelchen Vorurteilen eingenommener Mensch zu sein, ist
wohl eine der schwersten Künste. Die Erörterung unseres heutigen
Themas ist jedoch wieder einmal zur Notwendigkeit geworden,
denn die lange Zeit hindurch ablehnende Haltung der katholischen
Kirche gegen den Okkultismus beginnt eine neue Richtung einzuschlagen
. Alles Wettern gegen den Okkultismus und insbesondere
der Spiritismus, alles Leugnen und Ignorieren, alle Betrugserklärungen
dieser Phänomene, um die gläubige Christenheit von diesen
Geisteswissenschaften abzuhalten, sind wirkungslos geblieben«
Die Kirche, der Realität okkulter und spiritistischer Erscheinungen
wohl bewußt, kämpfte nun lange Zeit im Verein mit ihrem sonstigen
Feinde, dem Freidenkertum, gegen den Okkultismus* Das
materialistische Freidenkertum hat aber in dieser Hinsicht einen
kläglichen Bankerott gemacht, den es mit immer negativeren Resultaten
zu verheimlichen sucht.

Die Echtheit okkulter Phänomene ist zur unumstößlichen Tatsache
geworden, mag man nun als deren Ursache die rein animisti-
sche oder die okkulte bezw. die spiritistische Erklärung heranziehen
. Aus diesem Grunde, vor allem aber der stets wachsenden
Zahl der sich dem ethisch-religiösen Okkultismus zuwendenden
Menschheit wegen, sieht sich die Kirche veranlaßt, den Okkultismus
als eine nicht mehr aus der Welt zu schaffende Geistesströmung
und Tatsache anzuerkennen und andere Maßnahmen zur Überwindung
derselben zu treffen, nachdem die bisherigen fast ausschließlich
versagt haben.

Seit sich unsere religiös-ethisch nie sehr tief schürfende Wissenschaft
parapsychologischer Forschungen angenommen hat, ist
es den kirchlichen Führern bedeutend leichter ums Herz geworden*
Sie wissen nämlich ganz genau, daß diese Wissenschaft aus althergebrachter
einseitiger Einstellung in der Deutung okkulter Phänomene
nie so umfassend wird wie der freie Okkultismus und daß
dabei die okkult-esoterische und spiritistische Weltanschauung in
der Anerkennung reichlich zu kurz kommt, wenn nicht ganz leer
ausgeht. Diese Wissenschaft, welche also fast durchweg nur den
Animismus gelten läßt, soll der neue Kampfgenosse gegen die „gefährlichen
" Geistesströmungen werden. Die einzige große Sorge
erblickt die Kirche nur in dem Umstände, daß die Wissenschaft
gewillt ist, sämtliche übernatürlichen bezw. übersinnlichen Erscheinungen
mit animistischen Vorgängen gleichzustellen, quasi auch
die Wunder der Kirche. Doch hoffte man, dieser Gefahr wirksam
begegnen zu können.


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