http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1928/0437
Zentralblatt für Okkult isnius.
Monatsschrift
zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften.
Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Max Altmann, Leipzig.
XXII. Jahrgang.
April 1929
10. Heft
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Homunkulus.
Von Ernst Hentges*
(Nachdruck verboten!)
Der Homunkulus ist ein auf chemischem Wege erzeugter Mensch*
In magisch-alchemistischen Werken des ausgehenden Mittelalters
nimmt diese Chimäre einen breiten Raum ein und selbst Paracelsus
hat in der Schrift „De generatione rerum naturaliam" eine ausführliche
Anleitung zur chemischen Erzeugung des Homunkulus gegeben,
Paracelsus belehrt uns auch, daß mancher Homunkulus, wenn er
erwachsen ist, entweder eine riesenhafte oder zwerghafte Gestalt
besitzt, daß sie auf alle Fälle jedoch besondere übermenschliche
Kräfte und Fähigkeiten besitzen, wodurch sie ihren Erzeugern unschätzbare
Dienste leisten können. Sie sollen zudem verborgene
Dinge wissen und die Gabe der Prophezeiung besitzen.
Das psychologische Motiv der Homunkulus-Chimäre ist die
luziferische Selbstüberschätzung des Menschen, welche die Bibel
mit dem Satz: „Und ihr werdet Gott gleich sein4* kennzeichnet Das
Wesen der Magie besteht in einer intellektuellen Hybris, die $m
Glauben an die Möglichkeit der Homunkuluserzeugung ihren höchsten
und vermessensten Ausdruck findet Die scheinbare Unlogik
der Magie ist durch die Forschungen der neueren Tiefenpsychologie
, besonders durch die von Sig, Freud begründete Psychoanalyse,
in weiterem Ausmaße geklärt worden. Der Zentralpunkt alles magischen
Tuns und Denkens ist der Zustand übermäßiger Eigenliebe,
Zentralblatt für Okkultismus. XXII. Jahrgang.
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